Video: Nervus mandibularis
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Hallo, hier ist Steffi. Herzlich Willkommen bei Kenhub!
In diesem Tutorial geht es um den Unterkiefernerv, den Nervus mandibularis. Er ist der dritte Ast des fünften Hirnnervs, dem Nervus trigeminus.
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Mehr lesenHallo, hier ist Steffi. Herzlich Willkommen bei Kenhub!
In diesem Tutorial geht es um den Unterkiefernerv, den Nervus mandibularis. Er ist der dritte Ast des fünften Hirnnervs, dem Nervus trigeminus.
In diesem Tutorial befassen wir uns mit den Ästen des Nervus mandibularis und den von ihnen innervierten Strukturen.
Auf dieser Abbildung seht ihr einen Teil des linken Schädels sowie einige Muskeln, die von den gelb eingezeichneten Nervenästen innerviert werden. Achtet darauf, dass der Gesichtsschädel hier am Jochbein, bzw. am Os zygomaticum, und am Unterkiefer, bzw. an der Mandibula, aufgeschnitten wurde. Zudem sehen wir hier das Scheitelbein, bzw. das Os temporale, aufgeschnitten. So können wir in der Tiefe einen Teil des Hirnstamms und den Nervus trigeminus selbst sehen. Der lateinische Name des N. trigeminus deutet schon an, dass er sich in drei Hauptäste aufzweigt: der erste Ast ist der Nervus ophthalmicus, der zweite der Nervus maxillaris und der Nervus mandibularis ist der dritte Ast. Um ihn soll es heute gehen.
Doch bevor wir uns dem Nervus mandibularis im Detail widmen, lasst uns zunächst kurz auf die hier grün markierte Struktur eingehen: den Nervus trigeminus. Als fünfter Hirnnerv führt er sowohl motorische, als auch somatosensible Fasern.
Der fünfte Hirnnerv weist vier Hirnnervenkerne im Hirnstamm auf: den Nucleus mesencephalicus nervi trigemini, den Nucleus principalis nervi trigemini, den Nucleus spinalis nervi trigemini und den Nucleus motorius nervi trigemini.
Die Fasern der vier Kerngebiete im Hirnstamm treten seitlich aus dem Pons aus und bündeln sich zum Nervus trigeminus. Der Nervus trigeminus tritt dann ins Cavum trigeminale an der Vorderseite des Felsenbeins ein. Das Cavum trigeminale ist eine Duplikatur der Arachnoidea mater. Dort lagern sich die sensiblen Fasern zum Ganglion trigeminale zusammen. Es ist auf dieser Abbildung in grün markiert. Manchmal wird es auch als Gasser-Ganglion bezeichnet. Das Ganglion trigeminale ist ein somatosensibles Ganglion, das die Zellkörper der Afferenzen aus allen drei Ästen des Nervus trigeminus beinhaltet.
Diese bereits erwähnten Äste könnt ihr auf diesem Bild besser dargestellt sehen: Hier der Nervus ophthalmicus oder Augennerv, der den ersten Ast des Nervus trigeminus darstellt. Dann der Nervus maxillaris oder Oberkiefernerv, hier. Und zuletzt wieder der Nervus mandibularis, der das Thema unseres Tutorials ist.
Der Nervus ophthalmicus und der Nervus maxillaris führen beide nur somatosensible Fasern, wohingegen der Nervus mandibularis darüber hinaus auch noch motorische Fasern trägt. Wie schon gesagt, geht es heute vorwiegend um den Nervus mandibularis. Wenn ihr allerdings mehr über die anderen beiden Äste erfahren wollt, dann schaut euch gern auch die anderen Tutorials von Kenhub an.
Der Nervus mandibularis ist der größte Ast des Nervus trigeminus und entspringt dem unteren Teil des Ganglion trigeminale. Kurz darauf verlässt er den Schädel durch das Foramen ovale. Der Nervus mandibularis trägt sowohl somatosensible als auch motorische Fasern und wird deshalb als gemischter Nerv bezeichnet.
Er erfüllt hierbei sehr verschiedene Funktionen. Einerseits dient er der Propriozeption der Kaumuskulatur, also der Eigenwahrnehmung, andererseits kann auch er auch Druck- und Temperaturschwankungen in dieser Region wahrnehmen. Motorisch innerviert er die Kaumuskulatur und einige Zungenmuskeln. Er führt sensible Fasern aus den vorderen Anteilen der Hirnhaut und der Haut zwischen Oberlippe und Kinn. Auch Ohrmuschel, äußerer Gehörgang und Trommelfell werden sensibel vom Nervus mandibularis innerviert. Im Mundbereich gehören zum sensiblen Zuständigkeitsbereich des Nervus mandibularis auch die Wangenschleimhaut, die vorderen zwei Drittel der Zunge, das Zahnfleisch und der weiche Gaumen.
Die motorischen Äste des Nervs innervieren als einzige die Kaumuskulatur.
Lasst uns nun über die verschiedenen Äste und Verzweigungen des Nervus mandibularis sprechen. Der erste ist auf dieser Abbildung in grün markiert: Es ist der Ramus meningeus nervi mandibularis. Er innerviert die harte Hirnhaut, die Dura mater.
Unmittelbar direkt nach dem Austritt des Nervus mandibularis aus dem Schädel durch das Foramen ovale gibt er Äste ab, die wieder zurück durch den Schädel zu den Hirnhäuten ziehen. Diese treten durch das Foramen spinosum zurück in den Schädel. Das könnt ihr hier gut sehen. Es gibt noch eine weitere wichtige Struktur, die zusammen mit dem Ramus meningeus durch das Foramen spinosum zurück in den Schädel tritt, die Arteria meningea media. Sie ist ein Ast der Arteria maxillaris, die der Arteria carotis externa entspringt und die Hirnhäute versorgt. Oftmals ist sie es, die bei einem Schädel-Hirn-Trauma rupturiert und die lebensbedrohliche Epiduralblutung verursacht.
Zurück zu dieser Abbildung, auf der der Nervus mandibularis in grün hervorgehoben ist. Er teilt sich in zwei Teile auf, in einen kleineren anterioren Ast und in einen größeren posterioren Ast.
Wir sprechen nun genauer über die Strukturen, die vom anterioren Ast des Nervus mandibularis innerviert werden. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass der anteriore Ast des Nervus mandibularis fünf Hauptabzweigungen hat. Vier davon sind rein motorische Nerven. Die erste Hauptabzweigung ist der Nervus temporalis profundus posterior, der hier in grün markiert ist. Er entspringt dem anterioren Ast und steigt dann posterior auf. Er verläuft hinter dem Musculus pterygoideus lateralis und innerviert den Musculus temporalis. Dieser ist in dieser Abbildung aufgeschnitten, damit ihr den Nervus temporalis profundus posterior besser in seinem Verlauf sehen könnt. Der Musculus temporalis ist für den Kieferschluss verantwortlich und beim Kauen dementsprechend auch gut tastbar.
Ein weiterer Ast, der nur motorische Fasern führt, könnt ihr hier in grün erkennen: den Nervus massetericus. Der Name des Nervus massetericus deutet es ja schon an: Der Musculus masseter wird von ihm innerviert. Der Musculus masseter ist, wie der Musculus temporalis, Teil der Kaumuskulatur.
Die nächste Abzweigung des anterioren Astes des Nervus mandibularis ist der Nervus pterygoideus lateralis. Es handelt sich um einen sehr kleinen Ast und auch hier ist der Name Programm: Er innerviert den Musculus pterygoideus lateralis.
Der nächste Ast ist der Nervus temporalis profundus anterior. Man sieht hier, dass er, wie sein tiefer liegender posteriorer Partner, ebenfalls nach oben zieht. Allerdings verläuft er vor dem Musculus pterygoideus lateralis. Genauso wie sein posteriorer Partner innerviert er den Musculus temporalis. Merkt Euch an dieser Stelle, dass er entweder direkt aus dem anterioren Ast des Nervus mandibularis oder auch erst aus dem Nervus buccalis entspringen kann. In dieser Abbildung kommt er aus letzterem.
Der Nervus buccalis ist die einzige Abzweigung des anterioren Astes des Nervus mandibularis, die sowohl motorische als auch somatosensible Fasern führt. Ihr könnt hier gut nachvollziehen, wie er zwischen den beiden Köpfen des Musculus pterygoideus lateralis hindurchläuft und dabei verschiedene kleine Äste an den Muskel abgibt. Er verläuft dann nach unten vorne und teilt sich in weitere kleinere Äste auf. Der Nervus buccalis führt somatosensible Fasern von der Haut direkt über dem Musculus buccinator, dem Wangenmuskel. Diesen Muskel könnt ihr in dieser Abbildung zum Teil sehen und zwar hier.
Außerdem führt der Nervus buccalis afferente somatosensible Fasern der Wangenschleimhaut.
Der Nervus buccalis innerviert aber nicht, wie der Name es ja vermuten lässt, den Musculus buccinator. Das solltet ihr euch für das Examen merken! Der Musculus buccinator wird nämlich von den Rami buccales des siebten Hirnnervs, des Nervus facialis, innerviert.
Nun schauen wir uns die Abzweigungen an, die dem posterioren Ast des Nervus mandibularis entspringen. Der posteriore Ast des Nervus mandibularis ist um einiges dicker, als der anteriore Ast und führt zum Großteil somatosensible Fasern. Darüber hinaus teilt er sich in drei Nerven auf. Den ersten könnt ihr hier in grün markiert sehen. Es ist der Nervus auriculotemporalis. Wenn ihr genauer hinschaut, seht ihr, dass er zwei Wurzeln aufweist. Diese Wurzeln entspringen von beidseits neben der Arteria meningea media, die von den zwei Wurzeln komplett umfasst wird.
Die Wurzeln schließen sich dann wieder zu einem Stamm zusammen. Dieser verläuft dann weiter nach kaudal und unterkreuzt dabei die Mandibula. Kurz darauf verläuft er hinter dem Kiefergelenk wieder nach oben. Danach verzweigt er sich in viele kleine Äste so wie den Nervus meatus acustici externi für den äußeren Gehörgang oder Rami membranae tympani für das Trommelfell. Außerdem gibt er Rami parotidei für die Ohrspeicheldrüse, die Glandula parotis, ab und einige Äste, die mit dem Nervus facialis anastomosieren.
Der Nervus auriculotemporalis enthält somit somatosensible Fasern der Haut von der Schläfenregion, der Ohrmuschel oder dem Ohr, dem äußeren Gehörgang und dem Trommelfell. Und nicht zu vergessen natürlich auch der Ohrspeicheldrüse.
Die nächste Abzweigung des posterioren Asts des Nervus mandibularis ist der Nervus alveolaris inferior. Er verläuft nach unten und bleibt dabei hinter dem Musculus pterygoideus lateralis.
Anschließend gibt er zwei größere Äste ab: den Nervus mylohyoideus und den Nervus mentalis. Zudem gibt er einige kleinere Äste ab, die einen Plexus, ein Nervengeflecht, bilden. Sie werden Rami dentales inferiores genannt. Das distale Ende des Nervus alveolaris inferior verläuft noch ein kurzes Stück lang, als Ramus incisivus, der die Zähne des Unterkiefers innerviert.
Schauen wir uns diese Äste des Nervus alveolaris inferior genauer an. Lasst uns mit dem Nervus mylohyoideus beginnen. Ihr könnt auf dieser Abbildung gut nachvollziehen, wie er in der Tiefe zunächst hinter dem Ramus mandibulae nach unten verläuft, um dann nach vorne zu ziehen. Er innerviert den Musculus mylohyoideus und den vorderen Bauch des Musculus digastricus. Beide Muskeln könnt ihr auf diesem Bild sehen. Hier der vordere Bauch des Musculus digastricus und dahinter direkt der Musculus mylohyoideus.
Jetzt springen wir wieder zurück zu diesem Bild, in dem der Nervus alveolaris inferior hervorgehoben wurde. Er tritt direkt in den Ramus mandibulae, das ist der schräg nach oben aufsteigende Ast des Unterkieferknochens, ein, kurz nachdem er den Nervus mylohyoideus abgegeben hat. Er tritt durch das Foramen mandibulare ein und verläuft dann zunächst nach unten und dann nach vorne durch den Alveolarkanal. Innerhalb des Unterkiefers gibt der Nervus alveolaris inferior nun die Rami dentales inferiores ab. Ihr seht sie hier in grün markiert.
Alle diese kleinen Nervenäste formen einen Plexus und führen somatosensible Fasern von den zweiten Prämolaren sowie den Backenzähnen, also den Molaren im Unterkiefer. Nachdem sich die Rami dentales inferiores abgezweigt haben, gibt der Nervus alveolaris inferior einen dritten Ast ab. Diesen könnt ihr hier in grün markiert sehen. Es ist der Nervus mentalis. Er tritt aus dem Unterkiefer heraus, hier durch das Foramen mentale. Danach verzweigt auch er sich in viele kleine Ästchen. Der Nervus mentalis vermittelt die somatosensiblen Afferenzen der Unterlippe und vom Kinn. Außerdem der Gingiva, also auf Deutsch des Zahnfleisches, der vorderen Zähne und der Prämolaren.
Eine interessantes Merkmal des Nervus mentalis ist, dass man ihn manchmal durch die Mundschleimhaut sehen kann. Er scheint dann direkt neben den Zahnwurzeln der Prämolaren hindurch. Bevor wir mit den nächsten Nerven und ihren Ästen fortfahren, wollte ich noch einmal diese Struktur hier für euch hervorheben. Ihr habt sie schon auf der vorigen Folie gesehen: Es ist das Foramen mentale. Aus dieser Öffnung in der Mandibula tritt der Nervus mentalis aus dem Schädel heraus. Das Foramen mentale liegt bei den meisten Menschen auf Höhe des zweiten Prämolaren. Nachdem also der Nervus alveolaris inferior den Nervus mentalis abgegeben hat, verläuft er noch als Ramus incisivus, hier grün, weiter im Alveolarkanal. Dieser Ramus incisivus enthält die somatosensiblen Fasern der unteren Eck- und Schneidezähne.
Jetzt widmen wir uns der dritten und letzten Hauptabzweigung des posterioren Astes des Nervus mandibularis. Es ist der Nervus lingualis. Er bildet den Hauptanteil der somatosensiblen Afferenzen des Nervus mandibularis und entspringt dem posterioren Ast des Nervus mandibularis, direkt vor dem Abgang des Nervus alveolaris inferior. Er verläuft dann nach unten und bleibt dabei stets hinter diesem Muskel hier, dem Musculus pterygoideus lateralis.
Zunächst verläuft er immer entlang des Ramus mandibulae. Dann knickt er nach vorne ab. Den distalsten Teil des Nervus lingualis, den ihr hier in grün gefärbt sehen könnt, nennt man Nervus sublingualis. Sowohl der Nervus lingualis, als auch der Nervus sublingualis, tragen somatosensible Fasern der Schleimhaut der vorderen zwei Drittel der Zunge, von der gesamten Mundschleimhaut und vom zungenseitigen Zahnfleisch der unteren Zähne. Auf dieser Abbildung ist durchscheinend ein Teil der Zunge eingezeichnet und wie der Nerv hier mit ihr verbunden ist. Wie ihr sicher schon wisst, erfolgt die sensible Innervation des hinteren Drittels der Zunge dagegen durch den neunten Hirnnerven, den Nervus glossopharyngeus.
Die sensorische Innervation der Zunge, also die Sinneswahrnehmung Geschmack, wird bei den vorderen zwei Dritteln der Zunge durch den Nervus facialis übernommen. Dies ist der siebte Hirnnerv. Das hintere Drittel der Zunge wird sensorisch ebenfalls über den Nervus glossopharyngeus innerviert. Direkt unter dem Nervus lingualis liegt ein Ganglion. Dieses Ganglion ist durch zwei Faserbündel mit dem Nervus lingualis verbunden.
Man nennt es Ganglion submandibulare. Ihr könnt hier ganz gut sehen, wie es mit dem Nervus lingualis verbunden ist. Dieses Ganglion ist eines von vier paarigen vegetativen Ganglien im Kopfbereich. Es ist die Schaltstation für einige parasympathischen Fasern. Einige sympathische Fasern laufen auch hindurch, bilden hier allerdings keine Synapsen mit sympathischen Nervenzellen.
Bevor wir nun zum Ende des Tutorials kommen, möchte ich euch ein paar klinische Aspekte zum Nervus mandibularis mit auf den Weg geben. Bei Operationen im Bereich des Unterkiefers oder des Versorgungsgebiets kann dieser z.B. betäubt werden. Oft geschieht dies durch eine sogenannte Mandibularanästhesie, in der Klinik auch Mandibularblock genannt.
Hierzu spritzt man ein Lokalanästhetikum in das Gewebe um den Nervus mandibularis. Nach einer solchen Maßnahme sollten folgende Areale, die vom Nervus mandibularis innerviert werden, betäubt sein: die ipsilateralen unteren Zähne, die vorderen zwei Drittel der Zunge, der Mundboden, die Haut über dem Unterkiefer, der hinteren Wange und über der Schläfengegend. Bei zahnärztlichen Eingriffen wird jedoch meist eine etwas andere Nervenblockade durchgeführt. Vor Eingriffen an den unteren Zähnen wird nämlich eine gezielte Blockade des Nervus alveolaris inferior durchgeführt. Hier wird ein Lokalanästhetikum in die Nähe des Foramen mandibulare injiziert. Durch die Diffusion des Anästhetikums erreicht man dann eine Blockade des Nervus alveolaris inferior und des Nervus lingualis.
Das Resultat ist eine Betäubung der ipsilateralen Zähne des Unterkiefers, der Unterlippe, des Kinns und Teilen der Zunge.