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Ganzheitliches Lernen - so klappt es bei Anatomie

“Du wirst eine Sache erst wirklich verstehen, wenn du sie auf verschiedene Arten gelernt hast!” Marvin Minsky

“Endlich durch mit dem Thema!” Du sitzt an deinem Schreibtisch und hast gerade eine vierstündige Anatomie Lernsession hinter dir. Dein Kopf hämmert und das Einzige, was du verschwommen vor deinen Augen siehst, sind die Muskeln, Blutgefäße und Nerven, die du gerade gelernt hast. Du hast alles gelesen, verstanden und in deinen Kopf geprügelt. (Hoffentlich indem du ein paar von Kenhubs Lernstrategien benutzt hast.)

Unglücklicherweise hast du nach einiger Zeit aber fast alles wieder vergessen und sobald dich dein Vorgesetzter in der Klinik nach anatomische Details fragt, möchtest du am liebsten im Boden versinken. Klar, die Prüfungen, Physikum und das Examen hast du bestanden, aber seitdem sind viele Monate oder sogar Jahre vergangen.

Aber du kannst dich beruhigen, sehr viele Profis im Gesundheitswesen vergessen einen Großteil der Anatomie, die sie in der Vorklinik gelernt haben. Der ganze Stress, die harte Arbeit und all die schlaflosen, durchgelernten Nächte: Umsonst! Das ist einfach traurig!

Eine Alternative wäre natürlich, regelmäßig zu wiederholen. Das ist sehr effektiv und die Grundlage des Lernens, aber es kostet enorm viel Zeit. Was aber, wenn der Grund für das Vergessen darin liegt, dass du bereits beim ersten Lernen einen grundlegenden Fehler begangen hast?

Wie das oben erwähnten Zitat des Neurowissenschaftlers Minsky bestätigt: es genügt nicht, etwas auf eine Art zu lernen, wenn man es wirklich genau verstehen will. Verstehen bedeutet in diesem Zusammenhang nicht, dass eine Arterie eine Arterie ist und einen bestimmten Verlauf nimmt. Es geht mehr darum, die Information auf ein tieferes Wissensniveau zu überführen, um sich länger an sie zu erinnern. Eine Methode um das zu erreichen ist das ganzheitliche Lernprinzip.

Inhalt
  1. Was versteht man unter ganzheitlichem Lernen?
  2. Die Lernmethode
    1. Phase 1: Aneignen
    2. Phase 2: Verstehen
    3. Phase 3: Hinterfragen
    4. Phase 4: Fehler beseitigen
    5. Phase 5: Anwenden
    6. Phase 6: Überprüfen
  3. Das Wichtigste in Kürze
  4. Literaturquellen
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Was versteht man unter ganzheitlichem Lernen?

Das holistische Lernprinzip ist sozusagen der Zenit des Studierens und Lernens. Aber ohne die richtige Methode dahinter kann man sich allenfalls annähern, aber nicht erfolgreich sein.

Ganzheitliches Lernen ist ein Herangehensweise bei der du dir Wissen einprägst, indem du es genau hinterfragst und dann stetig um Details erweiterst. Es spiegelt die Art wieder, wie Informationen in unserem Gehirn gespeichert werden und ist quasi das Gegenteil des Auswendiglernens. Es geht im Grunde darum, verschiedene Ideen zu verknüpfen und so zu mehr Wissen zu gelangen.

Denn Informationen werden im Gehirn nicht in einem Schubladensystem gespeichert, eine für Anatomie, eine für Mathe usw. Vielmehr arbeitet unser Hirn mit Landkarten, auf denen Anatomie mit Essen, Geschichte mit Wirtschaft und Mathe mit Literatur verbunden sein können.

Die Lernmethode

Grundsätzlich benutzt fast jeder Teile des ganzheitlichen Lernens, ohne es zu merken. Du hast dir bestimmt auch schon mal einen Test oder eine App heruntergeladen. Das sind grundsätzlich gute Hilfsmittel, um das eigene Wissen zu vertiefen. Die Herausforderung ist aber, dabei strukturiert vorzugehen und das Wichtigste zu wiederholen. Deshalb haben wir für euch den gesamten Prozess in einzelnen Schritte unterteilt und hier zusammengestellt:

Phase 1: Aneignen

Sich die Information anzueignen ist der erste Schritt, um ganzheitlich zu lernen. Dazu musst du das anatomische Wissen aus dem Buch irgendwie in deinen Kopf bringen. Normalerweise sind Anatomiebücher sehr ausführlich, weniger als tausend Seiten wirst du kaum noch irgendwo finden. Sie sind voll mit Wörtern und Diagrammen, aber dadurch auch mit voll mit überflüssigen Informationen. Ein Albtraum für Studenten!

Es ist daher ratsam sich beim Lesen auf drei wichtige Aspekte zu konzentrieren:

  • Einfachheit
  • Lernumfang
  • Lerngeschwindigkeit

Im Grunde musst du in kürzester Zeit so viel Wissen wie möglich aus der Literatur herausziehen und vereinfachen. Leider gibt es dazu kein Patentrezept! (Glaub uns, wir haben es versucht! Und vergiss solche Techniken wie Speed Reading besser ganz schnell!) Was hilfreich sein kann ist, sich fortlaufend Notizen in Form von Tafelbildern zu machen. Dazu nutzt du einfach Pfeile und kleine Zeichnungen, die deine Ideen verbildlichen und untereinander so verbinden, dass es für dich Sinn ergibt.

Das Resultat ist dann sehr viel kreativer und unordentlicher im Gegensatz zu den herkömmlichen Mitschriften, aber es gibt dir die Möglichkeit Hierarchien und Verbindungen zwischen einzelnen Lerninhalten, Bildern oder Zitaten herzustellen. Diese Art sich Notizen zu machen, passt sehr gut zum ganzheitlichen Lernkonzept, da sie einer Mind Map ziemlich nahe kommt.

Phase 2: Verstehen

Ohne Verstehen bringt es nichts, sich anatomisches Wissen anzueignen. Glücklicherweise ist diese Phase meist sehr intuitiv und Anatomie kein Fach, indem man sonderlich viel verstehen muss. Beispielsweise hat das Femur spezielle Charakteristiken und hervorstechende Punkte, der N.maxillaris einen bestimmten Verlauf und das wars dann auch schon.

Darüber muss man sich wirklich nicht den Kopf zerbrechen. Eigentlich läuft der Verstehensprozess bei Anatomie bereits in der Phase des Aneignens.

Schwierig wird es, wenn du jetzt mit dem Lernen aufhörst. Nehmen wir an, du schreibst dir ein paar Informationen über die Aorta auf, verstehst sie, wiederholst sie ein paar Mal und hoffst dann dich an sie zu erinnern. Das reicht nicht!

Denn jetzt weißt du nur ein paar Besonderheiten und dass die Aorta und die A. pulmonalis zwei Paar Schuhe sind. Und hier gelangen wir an den Punkt, wo sich die Spreu vom Weizen trennt und die wirklich guten Studenten über das Pflichtwissen hinausgehen und sich dadurch von der Masse abheben.

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Phase 3: Hinterfragen

Eigentlich beginnt das ganzheitliche Lernen erst hier. Denn nun beginnst du, Themen zu verknüpfen, wie Straßen die in eine Autobahn münden. Besonders wichtig dabei: Sei neugierig! Es geht nicht darum an der Oberfläche zu kratzen, sondern wirklich zum Kern des Themas vorzudringen. Wenn du nicht weißt, wie du das schaffen sollst, haben wir hier ein paar Vorschläge für dich:

  • Lerne in die Tiefe: Damit legst du die Grundlage für Detailwissen, das du dir aneignen möchtest. Damit du besser verstehst, was wir meinen, bleiben wir einfach mal bei der Aorta. Du könntest dich fragen, warum man die Aorta eigentlich Aorta nennt? Von wem und wie sie entdeckt wurde? Warum sie sich so stark verzweigt? Was innerhalb der Aorta passiert? (Hier gelangst du auch schnell in die angrenzenden Fachgebiete wie Physiologie, Histologie usw.) Stell dir einfach vor, dass du ein nerviges fünf Jahre altes Kind bist, das immerzu “Warum?” fragt und schon verstehst du, worauf es ankommt.
  • Lerne in die Breite: Hier geht es darum, die Informationen untereinander zu kombinieren. Zum Beispiel könntest du die Aorta mit anderen Strukturen vergleichen. Frag dich einfach: Welche anderen Arterien sind der Aorta ähnlich? Was macht die Aorta so besonders? Auf welche weiteren anatomischen Besonderheiten ist ihr Entdecker gestoßen? Warum ist die Aorta keine Vene? Welche Strukturen liegen in der Nähe? Es geht darum, Ähnlichkeiten und Unterschiede zu finden, die nicht sofort ins Auge springen.
  • Lerne über den Tellerrand hinaus: Jetzt ist es Zeit, dein Themengebiet mit anderen zu verknüpfen, auch wenn du dabei in eine völlig andere Materie gelangst. Du könntest zum Beispiel die Aorta mit etwas aus der Natur, mit Physik, Mathe oder Wirtschaft vergleichen. Passende Fragen wären dann etwa: Kann man die Aorta mit einem Baum und dem Wasser, das durch seine Äste fließt, vergleichen? Oder wie wäre ein Vergleich mit dem Abwassersystem bei dir zu Hause? Verhält sich die Aorta wie ein Wasserschlauch? Und wie steht es mit den verschiedenen Schichten, an was erinnern sie dich? In dieser Lernphase kannst du so kreativ sein, wie du möchtest, also keine falsche Scheu, leg einfach los!

Das Alles mag für dich jetzt erst einmal merkwürdig, kindisch oder sogar blöd klingen. Trotzdem, die große Mehrheit der Studenten packt anatomische Fakten in die geistige Anatomie-Schublade und physiologische in die Physiologie-Schublade und trennt sie damit völlig voneinander.

Durch gezieltes Hinterfragen integrierst du aber neue Inhalte in dein bereits vorhandenes Wissen, was deinen Lernerfolg steigert und Vergessen verhindert! Und das sogar noch in einigen Jahren.

Jetzt weißt du, wie wichtig es ist, Fakten zu hinterfragen, aber vielleicht fällt dir das Verknüpfen noch schwer. Deshalb hier ein paar Vorschläge, die dir beim Start helfen können:  

  • Metaphern: Vergleiche mit “wie/als” sind prima um Fakten zu kombinieren.  
  • Visuelle und sensitive Verbindungen: Auch Bilder oder Gefühle können dir helfen, etwas Anatomisches im Kopf zu behalten.
  • Diagramme: Anatomie ist voll von Diagrammen, warum versuchst du nicht, sie zu vereinfachen oder einfach deine eigenen zu entwerfen?

Phase 4: Fehler beseitigen

Wenn man lernt, ist nie alles 100% richtig. Manche Vergleiche erweisen sich im Nachhinein als nicht ganz passend. Auch unser Beispiel mit dem Herz-Kreislauf-Systems und dem Abwassersystem hinkt etwas, da das Herz ja dauerhaft schlägt und nicht nur anspringt, wenn es gebraucht wird, so wie die Heizpumpe im Winter. Wenn dir so ein Fehler auffällt, solltest du ihn auch korrigieren.

Aber nicht jeder Fehler ist gleich bedrohlich. Manche sind nur sehr klein und dienen eigentlich nur als Warnung. Du reparierst sie also schon, wenn du berücksichtigst, dass sie da sind und sie nicht wiederholst. Es gibt allerdings auch grobe Schnitzer, die dich den Kopf kosten können. Leider sind diese meistens auch schwerer zu finden und oft musst du dann nochmal komplett zum Anfang zurück und alles überarbeiten oder sogar im Buch nacharbeiten.

Mit etwas Übung wird die Fehlersuche aber immer leichter. Vielleicht passieren dir sogar gar keine Fehler mehr. Je mehr du ganzheitlich lernst, umso mehr wird es dir wie beim Verstehen gehen. Es passiert einfach automatisch und nebenbei während du neue Fakten liest. Um seine eigenen Fehler zu finden, bieten sich zwei Methoden an:

  • Tests: Es gibt keine bessere Methode um festzustellen, dass man etwas Falsches gelernt hat.  (Mehr Details folgen später.)
  • Zusätzliches Lesen: Je mehr Du über ein Thema weißt, umso leichter ist es, Unstimmigkeiten aufzudecken. Und dazu kommt, du wirst viele Fehler gar nicht erst machen, wenn du dich gut im Thema auskennst!

Phase 5: Anwenden

In dieser Phase komplettiert sich der gesamte Lernprozess. Wenn du anfängst, dein anatomisches Wissen auf die Wirklichkeit anzuwenden hast du es geschafft! Und eigentlich ist die Anwendung ja auch das Wichtigste in jedem Gesundheitsberuf.

Wenn du nicht gerade mit den Artikeln von Kenhub lernst oder in den USA oder Kanada lebst, wirst du meistens rein deskriptiv Anatomie lernen. Das heißt, klinische Bezüge begegnen dir relativ selten. Um ein tieferes Verständnis zu bekommen, solltest du dein Wissen daher so oft wie möglich anwenden. Zum Glück funktioniert das in Anatomie ziemlich einfach und hier erklären wir dir wie:

  • Was wäre, wenn… :  Du musst besessen sein von der Frage “Was wäre wenn”! Was wäre, wenn ich eine Operation durchführe und die Aorta durchschneide? Was wäre, wenn ein Blutpfropfen die Aorta verstopft? Was wäre, wenn der Blutdruck des Patienten ansteigt? Stell dir einfach vor, du arbeitest schon im Krankenhaus, überlege dir Szenarien und stelle dir Fragen wie diese. Du hast nur deinen Verstand und keine Bücher oder Hilfe!
  • Versuche anatomisch zu denken: Denk über alles nach, was du im Alltag so tust. Zum Beispiel: “Was passiert, wenn ich esse? Welche Teile der Beckenmuskulatur arbeiten, wenn ich einkaufen gehe?” usw. Lernen muss nicht langweilig sein, also pepp es ein wenig auf!

Die Anwendungsphase schafft Zusammenhänge und zwingt dich dazu, viele verschiedene Themen zu überdenken, um am Ende den Gesamtzusammenhang zu erkennen.

Phase 6: Überprüfen

Tests sind sehr wichtig fürs Lernen. Denn Fragen helfen dir dabei, dein Wissen aktiv anzuwenden und zeigen dir, wie genau du gelernt hast. Es empfiehlt sich daher, jedes Thema auf diese Art zu wiederholen. Hier ein paar Vorschläge, wie du das angehen könntest:

  • Kenhub Quizzes: Die verschieden Fragetypen zeigen dir exakt, wo dein Problem liegt. Hast du ein Blutgefäß im Bild falsch benannt? Dann hast du entweder schon beim Lernen oder später bei der Fehlersuche etwas falsch gemacht. Hat dich eine Muskelfunktion oder Innervation in die Irre geführt? Dann heißt es nochmal zurück zu den Phasen drei oder fünf dieses Artikels.
  • Selbstbeobachtung: Nach jeder Phase kannst du kurz innehalten und nachdenken, ob du jeden Aspekt auch wirklich bearbeitet hast. Das klingt ein wenig nach Zeitverschwendung, aber mit etwas Übung sprintest du da schneller durch als Usain Bolt. Du solltest nur wirklich ehrlich bleiben, denn am Ende täuscht du nur dich selbst!

Natürlich hast du nicht die Zeit, jede Information ganzheitlich zu lernen, sonst würdest du dein Leben lang Anatomie lernen. Aber du solltest schwierige und wichtige Fakten mit dieser Methode lernen. Gerade wenn dir etwas sehr undurchsichtig erscheint, wird es nämlich schwer, tieferes Wissen zu deinem bestehenden hinzuzufügen.

Grundsätzlich versucht jeder Teile des ganzheitlichen Lernprizips zu nutzen, aber die meisten scheitern. Wenn du den oben beschriebenen sechs Phasen des Lernprozesses folgst, wirst du gut voran kommen. Die Schwierigkeit liegt nun noch im “wie” und hier verlieren sich viele Studenten. Denn es fühlt sich anfangs sehr langatmig und ineffizient an, aber vertrau uns und bleib dran! Dann sparst du dir auf lange Frist auch die zeitfressenden Wiederholungen.

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