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Gleichgewichtssinn

Lernziele

Nach dieser Lerneinheit:

  1. Kennst du den Unterschied zwischen statischem und dynamischem Gleichgewicht.
  2. Kannst du die Struktur der Maculae des Sacculus und Utriculus beschreiben und ihre Rolle im statischen Gleichgewicht erklären.
  3. Kannst du die Struktur der Crista ampullaris beschreiben und ihre Rolle im dynamischen Gleichgewicht beschreiben.
  4. Kannst du die vestibulären Leitungsbahnen erklären.

Begriffe vertiefen

Der Gleichgewichtssinn, der uns sowohl das Halten der Balance als auch die Aufrechterhaltung der räumlichen Orientierung ermöglicht, wird durch das vestibuläre System vermittelt. Dieses System besteht aus zwei primären Komponenten: den drei Bogengängen (Ducti semicirculares) und den beiden Makulaorganen (Utriculus und Sacculus). Gemeinsam erkennen diese Strukturen Veränderungen der Kopfposition und -bewegung, um sowohl das statische als auch das dynamische Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, und sind daher für die Haltungsstabilität und das räumliche Bewusstsein unerlässlich.

Das statische Gleichgewicht befasst sich mit der Aufrechterhaltung des Gleichgewichts in Ruhe und wird von den Makulaorganen Utriculus und Sacculus gesteuert. Diese erfassen die Position des Kopfes in Relation zur Schwerkraft. Der Utriculus und der Sacculus sind zwei mit Endolymphe gefüllte sackförmige Erweiterungen des vestibulären Labyrinths, die jeweils ein Sinnesepithel, die Macula, am Boden aufweisen. Die Macula besitzt sensorische vestibuläre Haarzellen, die in eine gallertartige Otolithenmembran (Statolithenmembran) hineinreichen. In die Oberfläche dieser Membran sind winzige Calciumcarbonat-Kristalle, sogenannte Otolithen (Statolithen), eingebettet, die sich als Reaktion auf die Schwerkraft verschieben, wenn der Kopf geneigt wird. Das Gewicht der verschobenen Otolithen zieht an der Otolithenmembran, wodurch sich die Stereozilien der Haarzellen verbiegen. Dies verändert die Aktivität des N. vestibularis, der dem Gehirn wichtige Rückmeldungen zur Aufrechterhaltung der Körperhaltung und Stabilität liefert.

Die Makulaorgane sind für die Erkennung linearer Beschleunigungen zuständig. Diese Fähigkeit trägt zur Aufrechterhaltung des dynamischen Gleichgewichts bei. Wenn der Kopf einer linearen Beschleunigung ausgesetzt ist, bewegen sich die vestibulären Haarzellen gemeinsam mit dem Körper. Die Otolithenmembran und die Calciumcarbonat-Kristalle bewegen sich allerdings aufgrund ihrer Massenträgheit erst verzögert. Dieses Nachhinken führt durch die entstehenden Scherkräfte dazu, dass die Stereozilien gebogen werden, was uns das Signal gibt, dass wir in Bewegung sind.

Drehbeschleunigungen, die ebenfalls ein wichtiger Aspekt in der Aufrechterhaltung des dynamischen Gleichgewichts sind, werden durch die Bogengänge, beziehungsweise die Bogengangsorgane, erkannt. Dabei handelt es sich um drei rechtwinklig zueinander stehende knöcherne, C-förmige Kanäle, in denen jeweils ein membranöser Bogengang enthalten ist. Der Raum zwischen dem knöchernen und dem membranösen Bogengang ist mit Perilymphe gefüllt, während der membranöse Bogengang mit Endolymphe gefüllt ist. Am Ende der Bogengänge befindet sich jeweils eine knöcherne Aufweitung, die Ampulle, in der das Sinnesfeld, die Crista ampullaris, zu finden ist. Diese funktioniert ähnlich wie die Makulaorgane, jedoch sind die Haarzellen hier in eine gallertartige Struktur, die Cupula, eingebettet. Wenn sich der Kopf dreht, bleibt die Endolymphe aufgrund ihrer Trägheit kurzzeitig zurück, sodass sich die Cupula unter ihrem Druck verbiegt. Dadurch werden die Haarzellen verschoben und dem Gehirn die Richtung und Geschwindigkeit der Drehung signalisiert.

Die sensorischen Signale aus den Makulaorganen und den Bogengangsorganen werden über den N. vestibularis, einen Ast des N. vestibulocochlearis, zu den vestibulären Hirnnervenkernen (Nuclei vestibulares) im Hirnstamm geleitet. Dort werden die Informationen verarbeitet und an verschiedene Zielregionen weitergeleitet: an den Thalamus und den parietalen Kortex zur bewussten Wahrnehmung, an das Kleinhirn und das Rückenmark zur Steuerung von Gleichgewichts- und Haltungsanpassungen, sowie an die Augenmuskeln zur Stabilisierung der Augenbewegungen. Diese komplexe Koordination ermöglicht es uns, unser Gleichgewicht zu halten, uns präzise in unserer Umgebung zu bewegen, und uns effektiv an Veränderungen unserer Körperposition anzupassen.

Makulaorgane

Die beiden Makulaorgane Utriculus und Sacculus besitzen jeweils eine Macula: die Macula utriculi beziehungsweise die Macula sacculi. Dabei handelt es sich um Sinnesfelder, die lineare Beschleunigungen sowie die Lage des Kopfes in Relation zur Schwerkraft erfassen. Lerne mithilfe folgender Abbildungen mehr über ihre Struktur und Funktionen.

Crista ampullaris der Bogengänge

Die Crista ampullaris ist das Sinnesfeld innerhalb der Ampulle jedes Bogengangs. Sie erfüllt eine sensorische Rolle und ist für die Erkennung von Drehbeschleunigungen des Kopfes zuständig. Lerne mehr über ihre Struktur und Funktionen mithilfe folgender Abbildung.

Mechanotransduktion der Haarzellen

Die Mechanotransduktion der Haarzellen ist der Prozess, bei dem Haarzellen mechanische Reize in elektrische Signale umwandeln. Erfahre mehr über diesen Prozess in der unteren Abbildung.

Schau dir unsere Bildergalerie an, um noch mehr zu diesem Thema zu lernen. 

Quiz starten

Mit dem folgenden Quiz kannst du dein Wissen über den Gleichgewichtssinn testen und verbessern.

Zusammenfassung

Kurzfakten zum Gleichgewichtssinn
Gleichgewichtssinn Definition: Die Fähigkeit, Änderungen in der Position und den Bewegungen des Kopfes zu erkennen, um das Gleichgewicht und die räumliche Orientierung sicherzustellen.
Statisches Gleichgewicht Definition: Die Fähigkeit, das Gleichgewicht zu halten, während der Körper sich in Ruhe befindet.
Beteiligte Strukturen
: Maculae utriculi und sacculi.
Dynamisches Gleichgewicht Definition: Die Fähigkeit, das Gleichgewicht zu halten, während der Körper sich in Bewegung befindet, sowohl durch lineare als auch durch Drehbeschleunigungen.
Beteiligte Strukturen
: Maculae utriculi und sacculi (lineare Beschleunigung), Crista ampullaris der Bogengänge (Drehbeschleunigung).
Mechanotransduktion Definition: Prozess, bei dem vestibuläre Haarzellen mechanische Reize in elektrische Signale umwandeln.
Mechanismus
:
Depolarisation
: Biegung der Stereozilien zum Kinozilium hin > Öffnung mechanisch gesteuerter Kationenkanäle > starker K+-Einstrom > Aktivierung spannungsgesteuerter Ca2+-Kanäle > Ca2+-Einstrom > erhöhte Freisetzung von Glutamat und Signalübertragung an das Gehirn
Hyperpolarisation
: Biegung der Stereozilien vom Kinozilium weg > Schließung mechanisch gesteuerter Kationenkanäle > verminderter K+-Einstrom > Schließung spannungsgesteuerter Ca2+-Kanäle > Abnahme des Ca2+-Einstroms > Abnahme der Freisetzung von Glutamat und der Signalübertragung an das Gehirn
Vestibulären Leitungsbahnen Vestibuläre Haarzellen > N. vestibularis > Ncll. vestibulares (Hirnstamm)
In den Vestibulariskernen werden Informationen verarbeitet und an verschiedene Regionen weitergeleitet, darunter: der Thalamus und der parietale Kortex (bewusstes Wahrnehmen), das Kleinhirn und das Rückenmark (Gleichgewichts- und Haltungsanpassungen) sowie die Augenmuskeln (Stabilisierung der Augenbewegungen).

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