Video: Ventrale Halsmuskulatur
Dieses Video gibt einen Überblick über die Muskeln auf der Vorderseite des Halses - ihren Verlauf, ihre Innervation und jeweilige Funktion.
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Hallo, ich bin Astrid von Kenhub und ich begrüße dich zu einem neuen Tutorial.
Heute werden wir uns die ventrale Halsmuskulatur näher ansehen. Das ist der Teil der Muskulatur, die an der Vorderseite ...
Mehr lesenHallo, ich bin Astrid von Kenhub und ich begrüße dich zu einem neuen Tutorial.
Heute werden wir uns die ventrale Halsmuskulatur näher ansehen. Das ist der Teil der Muskulatur, die an der Vorderseite deines Halses zu finden ist.
Hier im ersten Bild siehst du den Hals von vorne. Stell dir vor, wir entfernen die Haut, das Fett, alle Gefäße und Nerven. Dann bleiben nur die Knochen übrig, und, wie hier auf dem Bild, einige Muskeln.
Nehme ich die oberste Muskelschicht, das Platysma, weg, dann kommt die darunter liegende Muskulatur zum Vorschein. Nun hast du einen Überblick über die Strukturen, die wir in diesem Tutorium besprechen werden. Es wird dabei um die Muskelursprünge und ihre Ansatzpunkte und die jeweilige Innervation und Funktion der einzelnen Muskeln gehen.
Zur ventralen Halsmuskulatur gehören folgende Muskeln: der Musculus sternocleidomastoideus, die Musculi scaleni, die Musculi infrahyoidei und suprahyoidei, der Musculus longus capitis, der Musculus longus colli und das eben schon erwähnte Platysma. Sieht so aus, als hätten wir heute eine Menge Arbeit vor uns.
Lass uns mit dem Sternocleidomastoideus beginnen. Wie du hier siehst, handelt es sich dabei um einen zweiköpfigen Muskel. Er ist paarig angeordnet, das heißt, du hast auf jeder Seite deines Halses einen solchen Muskel. Da er nah an der Oberfläche liegt, ist er sowohl leicht zu sehen als auch zu ertasten. Deshalb hat ihn auch wirklich jeder schon einmal gesehen, auch wenn die wenigsten die anatomische Bezeichnung kennen. Wenn du deinen Kopf nach rechts drehst, dann kannst du ihn auf der linken Seite des Halses fühlen. Drehst du den Kopf nach links, so imponiert der Muskel auf der rechten Seite. Seinen Ursprung hat dieser zweiköpfige Muskel an zwei Strukturen: das Caput sternale des Sternocleidomastoideus entspringt dem Manubrium sterni ist und das Caput claviculare am medialen Drittel der Clavicula, dem Schlüsselbein.
Als Ansatz dienen dem Sternocleidomastoideus zum einen der Warzenfortsatz, der Processus mastoideus des Os temporale, und zum anderen die Linea nuchalis superior, eine Knochenleiste am Os occipitale. Als Os temporale bezeichnen die Anatomen das Schläfenbein und als Os occipitale das Hinterhauptbein.
Die Innervation des Sternocleidomastoideus erfolgt über den elften Hirnnerv, der Nervus accessorius genannt wird. Zusätzlich versorgen ihn direkte Äste des Plexus cervicalis. Den Nervus accessorius kannst du auf diesem Bild hier übrigens sehen. Es is der grün hervorgehobene Nervenast, der durch die Muskelstränge hindurch tritt. Und hast du schon bemerkt, dass wir in diesem Bild von hinten auf den Sternocleidomastoideus schauen? Daneben findest du unter anderem die Gruppe der Rachen- oder Pharynxmuskulatur, sowie verschiedene Blutgefäße, die den Hals durchziehen.
Was die Bewegungen angeht, die der Sternocleidomastoideus bewirkt, so unterscheidet man zwei unterschiedliche Bewegungsabläufe. Die einen werden durch die Kontraktion nur eines Muskels, also auf nur einer Seite des Halses, ausgelöst. Dazu gehören die ipsilaterale Flexion und die kontralaterale Rotation. Ipsilateral bedeutet so viel wie „auf derselben Körperseite“, unter der ipsilateralen Flexion versteht man also die Beugung der Halswirbelsäule zu der Seite hin, auf der sich der kontrahierte Muskel befindet. Stell dir vor, du möchtest das Ohr auf die Schulter derselben Seite legen, dann weißt du, welche Bewegung gemeint ist. Der Pfeil hier zeigt die Richtung noch einmal an. Als kontralaterale Rotation wird die Drehung des Kopfes auf die dem Muskel gegenüber liegende Seite bezeichnet. So hilft dir also der linke Sternocleidomastoideus dabei den Kopf nach rechts zu drehen. Und umgekehrt. Aber ich sprach von zwei Bewegungsabläufen. Denn statt nur einen Muskel, kannst du auch beide gleichzeitig kontrahieren und dies führt zu einer Dorsalextension des Kopfes. Das ist die Bewegung des Kopfes nach hinten, wie wenn du hoch zum Himmel schaust. Wenn der Kopf und die Halswirbel fixiert sind, d.h. das Punctum fixum bilden, hebt der Sternocleidomastoideus über die beidseitige Kontraktion den Thorax. Dadurch unterstützt er die Einatmung, besonders bei Atemschwierigkeiten und forcierter Atmung. Er wird daher zu den inspiratorischen Atemhilfsmuskeln gezählt.
Darüber hinaus gibt es auch noch einiges Wissenswertes über den Sternocleidomastoideus zu berichten. Wusstest du zum Beispiel, dass du den Carotispuls ganz leicht am vorderen mittleren Drittel des Muskel ertasten kannst? Probier es ruhig einmal aus. Auf der Rückseite wiederum befindet sich der sogenannte Erb-Punkt, auch Punctum nervosum genannt. Hier treten die sensiblen Äste des Plexus cervicalis an die Oberfläche. Eine Lokalanästhesie an dieser Stelle ermöglicht kleinere chirurgische Eingriffe im Nacken- und Halsbereich.
Diesen Punkt macht sich auch Spock bei der als vulkanischer Nackengriff bezeichneten Selbstverteidigungstechnik zunutze. Durch Druck auf diesen Punkt löst er bei seinen Gegnern eine Ohnmacht aus. Du siehst, durch die Anatomie kannst du auch auf dem nächsten Trekkie-Abend mit Hintergrundwissen glänzen.
Aber nun zurück zur Halsmuskulatur. Wir kommen hier zu einer ganzen Gruppe von Muskeln, den Musculi scaleni. Diese Gruppe umfasst den Musculus scalenus anterior, medius und posterior. Auf dem Bild sind alle drei Muskeln dargestellt. Das hier ist der Scalenus anterior. Dahinter liegt der Scalenus medius und hier ganz hinten liegt der Scalenus posterior. Musculi scaleni bedeutet übrigens soviel wie „Treppenmuskeln“. Aufgrund ihrer stufenartigen Anordnung zwischen den oberen Rippen und der Halswirbelsäule kann man sich diesen Namen gut merken.
Der Scalenus anterior ist der am weitesten ventral liegende Muskel Wie du siehst entspringt er mit gleich vier Zacken an den Querfortsätzen des dritten bis sechsten Halswirbels, genauer gesagt an deren vorderen Höckern, den Tubercula anteriora.
Er verläuft dann nach kaudal, also nach unten, und inseriert an der ersten Rippe.
Der Scalenus medius hat einen ähnlichen Verlauf. Er entspringt mit fünf Zacken an den Querfortsätzen des dritten bis siebten Halswirbels, dieses Mal etwas weiter dorsal an den hinteren Höckern, den Tubercula posteriora. Von dort zieht er dann ebenfalls weiter nach kaudal und setzt an der ersten Rippe an, wie du siehst. In der Seitenansicht kann man sich gut vorstellen, dass er ein kurzes Stück hinter dem Scalenus anterior ansetzt.
Gehen wir die Halswirbelsäule noch etwas weiter hinunter, dann gelangen wir zu den Ursprüngen des Scalenus posterior. Er entspringt mit drei Zacken an den Tubercula posteriora der Querfortsätze des fünften bis siebten Halswirbels.
Im Gegensatz zu den beiden anderen Musculi scaleni setzt dieser jedoch an der zweiten statt an der ersten Rippe an. Hier im Bild siehst du, dass auch dieser Ansatzpunkt wieder ein Stück weit nach hinten versetzt ist.
Die Innervation aller drei Muskeln geschieht über direkte Äste der Plexus cervicalis und brachialis, hier im Bild grün hervorgehoben. Um genau zu sein stammen diese aus den ventralen Ästen der Spinalnerven C3 bis C6.
Lass uns nun schauen, welche Funktionen diese Muskelgruppe ausübt. Liegt das Punctum mobile an den Rippen, dann wird dort eine Elevation ausgelöst, wie dieser Pfeil andeutet. Die oberen beiden Rippen werden angehoben und der Thorax vergrößert sich, was die Einatmung unterstützt. Die Musculi scaleni werden daher ebenfalls zu den inspiratorischen Atemhilfsmuskeln gezählt. Werden die Rippen dagegen fixiert, dann üben die Muskeln zwei unterschiedliche Bewegungen aus. Die einseitige Kontraktion löst eine Lateralflexion zur ipsilateralen Seite aus: die Halswirbelsäule beugt sich also zu der Seite, auf der der Muskel kontrahiert. Die beidseitige Kontraktion, hauptsächlich des Musculus scalenus anterior, bewirkt eine Beugung der Halswirbelsäule nach vorne. Diese Bewegung wird Ventralflexion genannt und über den zweiten Pfeil hier verdeutlicht.
Die nächste Muskelgruppe sind die Musculi infrahyoidei, auch infrahyoidale oder untere Zungenbeinmuskeln genannt. Sie werden so bezeichnet, weil sie unter dem Zungenbein liegen, dem Os hyoideum. Sie umfassen die folgenden vier Muskeln.
Den Musculus sternothyroideus, den Musculus thyrohyoideus, den Musculus sternohyoideus und den Musculus omohyoideus. Diese Namen können einem Angst machen, nicht wahr? Aber keine Panik. Sie scheinen zwar kompliziert, geben dir aber bei näherer Betrachtung wertvolle Hinweise über ihre Ursprünge und Ansätze.
Wir starten gleich mit den ersten beiden Muskeln auf der Liste: dem Musculus sternothyroideus und dem Musculus thyrohyoideus. Sie gehören gewissermaßen zusammen, da der Thyrohyoideus die Verlängerung des Sternothyroideus darstellt. Sie bilden somit eine Einheit. Der Ursprung des Sternothyroideus liegt auf der Hinterseite des Manubrium sterni. Hier links im Bild ist das gut zu erkennen. Der Thyrohyoideus entspringt hier oben am Schildknorpel, der Cartilago thyroidea.
Und da der Thyrohyoideus, wie ich eben erwähnte, die Verlängerung des Sternothyroideus bildet, setzt folglich der Sternothyroideus am Ursprung des Thyrohyoideus an: am Schildknorpel. Der Thyrohyoideus setzt den Verlauf fort und setzt weiter kranial am Zungenbein an. Genauer gesagt, am Zungenbeinkörper, dem Corpus ossis hyoidei, und am großen Zungenbeinhorn, dem Cornu majus ossis hyoidei.
Und da der Thyrohyoideus, wie ich eben erwähnte, die Verlängerung des Sternothyroideus bildet, setzt folglich der Sternothyroideus am Ursprung des Thyrohyoideus an: am Schildknorpel. Der Thyrohyoideus setzt den Verlauf fort und setzt weiter kranial am Zungenbein an. Genauer gesagt, am Zungenbeinkörper, dem Corpus ossis hyoidei, und am großen Zungenbeinhorn, dem Cornu majus ossis hyoidei.
Der Musculus sternohyoideus, hier grün markiert, verläuft parallel zu den beiden genannten Muskeln. Er hat seinen Ursprung ebenfalls an der Hinterseite des Manubrium sterni und zusätzlich am Sternoklavikulargelenk.
Sein Verlauf führt ihn, wie auch den Sternothyroideus und den Thyrohyoideus, in Richtung kranial. Er setzt schließlich auf der dorsalen Seite des Zungenbeinkörpers an. Innerhalb der infrahyoidalen Muskelgruppe ist er der oberflächlichste Muskel.
Das letzte Mitglied der infrahyoidalen Muskelgruppe ist der Musculus omohyoideus. Und wie alle anderen Muskeln dieser Gruppe, so ist auch dieser paarig angelegt. Das heißt, dass auf jeder Körperseite je einer dieser Muskeln zu finden ist. Der Musculus omohyoideus wird weiter unterteilt in einen unteren und einen oberen Muskelbauch. Der untere Muskelbauch entspringt der Margo superior scapulae, also dem oberen Rand des Schulterblatts. Von dort aus zieht der Muskel nach kraniomedial und geht dann in eine Zwischensehen über. In der Anatomie wird diese Zwischensehne Intersectio tendinea genannt. Und diese Zwischensehen dient als Ursprungsort des oberen Muskelbauchs.
Der obere Muskelbauch folgt dann dem kraniomedialen Verlauf und setzt schließlich am Corpus ossis hyoidei an. Du siehst, dass alle Muskeln dieser Gruppe ihren Ansatzpunkt am Zungenbein haben. Die einzige Ausnahme bildet der Musculus sternothyroideus, der am Schildknorpel ansetzt.
Kommen wir nun zur Innervation der infrahyoidalen Muskelgruppe. Alle vier Muskeln werden durch die Ansa cervicalis profunda, die tiefe Halsnervenschlinge, innerviert. Sie wird aus Wurzeln der Segmente C1 bis C3 des Plexus cervicalis gebildet. Ihre Anteile sind in diesem Bild grün markiert.
Die Funktion der infrahyoidalen Muskeln umfassen die Bewegung des Zungenbeins sowie die des Kehlkopfs. Fast alle senken und fixieren das Zungenbein und unterstützen so die Kieferöffnung in Zusammenarbeit mit den suprahyoidalen Muskeln. Die einzige Ausnahme bildet hier der Musculus sternothyroideus, der, wie wir eben festgestellt haben, gar nicht am Zungenbein ansetzt und deshalb dort auch keine Bewegung auslösen kann. Stattdessen bewirkt er eine Absenkung des Kehlkopfs. Der Musculus thyrohyoideus bewegt den Kehlkopf in die entgegengesetzte Richtung und hebt ihn an, z.B. beim Schlucken. Der Musculus omohyoideus hat aufgrund seines Aufbaus eine ganz eigene Funktion. Du erinnerst dich sicherlich daran, dass seine zwei Muskelbäuche durch eine Zwischensehne getrennt sind. Diese Zwischensehne ist mit dem mittleren Blatt der Halsfaszie verwachsen, wodurch die Vagina carotica offen gehalten wird. Diese Bindegewebshülle enthält die Vena jugularis interna, die Arteria carotis communis, den Nervus vagus und verschiedene Lymphknoten. Durch Zug verhindert der Musculus omohyoideus ein Kollabieren der großen, dünnwandigen Vena jugularis und erhält einen schwachen Unterdruck in der Vene aufrecht. Auf diesem Wege wird der Rückfluss des Blutes vom Kopf zur oberen Hohlvene, der Vena cava superior, gefördert.
Die nächste Gruppe habe ich eben schon einmal kurz erwähnt. Es sind die suprahyoidalen Muskeln oder Musculi suprahyoidei. Sie umfassen vier Muskeln, die vom Unterkiefer und Schläfenbein zum Zungenbein verlaufen, daher der Name. Es handelt sich dabei um den Musculus digastricus, den Musculus mylohyoideus, den Musculus geniohyoideus und den Musculus stylohyoideus. Gemeinsam mit dem sie umgebenden Gewebe bilden sie den Mundboden.
Wir beginnen mit dem Digastricus. Die Bezeichnung Digastricus weist schon darauf hin, dass dieser Muskel aus zwei Muskelbäuchen besteht, dem vorderen und dem hinteren Muskelbauch. Diese Muskelbäuche sind, wie auch zuvor beim Omohyoideus, durch eine Zwischensehne getrennt. Der vordere Muskelbauch entspringt in der Fossa digastrica des Unterkiefers und der hintere Muskelbauch medial des Processus mastoideus an der Incisura mastoidea.
Beide Muskelbäuche haben in diesem Falle einen gemeinsamen Ansatzpunkt. Über die Zwischensehne setzen sie mit einer bindegewebigen Schlaufe am Zungenbeinkörper an.
Der nächste Muskel unserer Liste ist der Musculus mylohyoideus. Er entspringt an der Linea mylohyoidea, die sich an der Innenseite des Unterkiefers befindet.
Von dort aus verlaufen die Muskelfasern von beiden Seiten zu einer median liegenden Ansatzsehne, der Raphe mylohyoidea, die schließlich am Zungenbeinkörper ansetzt. Hier auf dem Bild kannst du gut erkennen, wo die Ansatzsehne verläuft.
Die hier in diesem Bild grün markierte Struktur ist der Nervus mandibularis. Ihm entspringt der Nervus mylohyoideus, der den Musculus mylohyoideus und darüber hinaus den vorderen Muskelbauch des Musculus digastricus innerviert. Der Nervus mandibularis ist übrigens einer der drei Endäste des fünften Hirnnervs, des Nervus trigeminus.
Ähnlich wie der Mylohyoideus verläuft der Musculus geniohyoideus. Er entspringt an der Spina mentalis, an der Innenseite des Unterkiefers.
Von dort aus strahlt er fächerförmig zum oberen äußeren Rand des Zungenbeinkörpers.
Wenn es nun um die Innervation des Musculus geniohyoideus geht, dann solltest du dir merken, dass diese über zwei Strukturen erfolgt. Er wird zum einen über direkte Äste des Plexus cervicalis versorgt und zum anderen über den zwölften Hirnnerv, den Nervus hypoglossus. Hier auf den Bildern siehst du beides grün hervorgehoben.
Der Musculus stylohyoideus ist der letzte aus der Gruppe der oberen Zungenbeinmuskulatur. Er hat seinen Ursprung am Processus styloideus des Schläfenbeins, dem Os temporale.
Von dort aus zieht er zum Zungenbeinkörper, wo er über eine gespaltene Ansatzsehne inseriert. Wenn du genau hinsiehst, dann kannst du die gespaltene Sehne auf der Zeichnung auch erkennen.
Hier im Bild siehst du den Nervus facialis, den siebten Hirnnerven, mit seinen Endästen. Er innerviert sowohl den Musculus stylohyoideus als auch den hinteren Muskelbauch des Musculus digastricus.
Lass uns nun einen Blick auf die verschiedenen Funktionen dieser Muskelgruppe werfen. Ich erwähnte bereits, dass diese Muskeln und das umliegende Gewebe den Mundboden bilden. Dadurch spielen sie eine wichtige Rolle beim Sprechen, Kauen und Schlucken. Gemeinsam mit den infrahyoidalen Muskeln bewegen sie das Zungenbein. Genauer gesagt sind es der Musculus digastricus und der Musculus stylohyoideus, die eine Hebung des Zungenbeins beim Schlucken bewirken und die Öffnung des Kiefers ermöglichen. Der Musculus geniohyoideus unterstützt neben der Öffnung auch die Seitwärtsbewegung des Unterkiefers.
Der M. mylohyoideus bildet die eigentliche Muskelplatte des Mundbodens, die er spannen und heben kann. Er wirkt zudem unterstützend bei der Kieferöffnung und bei Kaubewegungen.
Wir haben nun den vorletzten Punkt in diesem Tutorium erreicht und sprechen über den Musculus longus capitis und über den Musculus longus colli. Diese beiden Muskeln gehören zur tiefen Halsmuskulatur und sind unmittelbar vor der Wirbelsäule zu finden. Deshalb werden sie auch als prävertebrale Muskeln bezeichnet. Sie ermöglichen die Beugung der Halswirbelsäule und damit das Nicken des Kopfes.
Wenn du dir den Musculus longus capitis näher anschaust, dann siehst du, dass er an gleich mehreren Punkten seine Ursprünge hat: an den Querfortsätzen des dritten, vierten, fünften und sechsten Halswirbels, genauer gesagt an deren Tubercula anteriora.
Seinen Ansatzpunkt hat dieser Muskel am Hinterhauptbein, am Os occipitale, und zwar an seinem vorderen, basalen Abschnitt.
Auch der Musculus longus colli wartet gleich mit mehreren Ursprüngen auf. Sie liegen an den Wirbelkörpern der Wirbelsäule zwischen dem dritten Brustwirbel und dem fünften Halswirbel.
Was den Ansatz betrifft, so ist es hier ein bisschen komplizierter. Aufgrund seines Verlaufs inseriert er an den Vorderseiten des zweiten bis vierten Halswirbels, an den Tubercula anteriora der Querfortsätze des fünften und sechsten Halswirbels und am Tuberculum anterius des Atlas.
Beide Muskeln, der Musculus longus capitis und der Musculus longus colli, werden über direkte Äste des Plexus cervicalis versorgt.
Die Hauptaufgabe dieser beiden Muskeln besteht in der Vorbeugung des Kopfes, der Ventralflexion. Dies ermöglichen sie durch eine Kontraktion auf beiden Seiten. Bei einseitiger Kontraktion bewirken sie eine Lateralflexion der Wirbelsäule und im Atlantookzipitalgelenk eine leichte Rotation des Kopfes zur ipsilateralen Seite.
Die letzte Struktur, die wir in diesem Tutorium besprechen werden, wird Platysma genannt. Dies ist, wie auch schon in der Darstellung ersichtlich, ein ganz besonderer Muskel. Das Platysma ist ein geteilter, flacher, oberflächlicher Muskel aus der Gruppe der mimischen Muskulatur. Anders als andere Muskeln, über die wir bislang gesprochen haben, ist dieser hier direkt mit der Haut verbunden. Das macht es ziemlich schwierig, ihn im Präpkurs freizulegen. Er bedeckt die komplette vordere Hälfte des Halses. Aufgrund seiner direkten Verbindung zur Haut hat er Anteil an den verschiedenen Gesichtsausdrücken. Sehen wir uns den Ursprung dieses Muskels an, dann fällt auf, dass er an der Faszie zwei anderer Muskeln entspringt. Das sind der Musculus pectoralis major und der Musculus deltoideus.
Von dort aus zieht er nach kranial, über die Schlüsselbeine hinweg nach medial und inseriert in der Haut und am Bindegewebe der unteren Gesichtshälfte.
Wie alle Gesichtsmuskeln wird dieser große, flächige Muskel über den Nervus facialis innerviert.
Eine Kontraktion des Platysma bewirkt eine Senkung des Unterkiefers sowie ein Herabziehen der Unterlippe und der Mundwinkel. Außerdem wird die Haut des Halses angespannt und dadurch verkürzt. Das kommt unter anderem beim Schreien zum Einsatz, oder wenn es darum geht, einen bedrohlichen Gesichtsausdruck zu machen.
Und wo wir uns gerade mit einem kleinen Teil der mimischen Muskulatur beschäftigt haben, fällt mir dieses Bild hier ein. Es entstammt einem der Bücher von Charles Darwin: The Expression of Emotions in Man and Animals, aus dem Jahr 1872. Darum geht es im Wesentlichen um genetisch vererbte Verhaltensmuster. Es wurde 13 Jahre nach „Die Entstehung der Arten“ veröffentlicht. Darwin beschäftigt sich in diesem Buch mit der Suche nach dem Ursprung bestimmter menschlicher Verhaltensweisen in Tieren. Ihn interessierten dabei besonders das Schürzen der Lippen bei Konzentration und das Anspannen der Muskeln im Bereich der Augen bei Wut oder dem Versuch, sich an etwas zu erinnern. Zur Erstellung seines Buches holte Darwin die Meinung verschiedener namhafter britischer Psychiater seiner Zeit ein, die seine Psychologie nachhaltig prägten.
Jetzt wo du diese Lektion abgeschlossen hast, bleib dran am Anatomielernen. Hier bei Kenhub kannst du dein Wissen prüfen und anwenden. Dazu gibt es für dich gleich drei Möglichkeiten. Die erste Möglichkeit ist, klicke auf den “Training starten” Button. Oder die zweite Möglichkeit ist, stöbere in ein paar Artikeln in unserer Bibliothek. Oder drittens, entdecke unseren Anatomieatlas. Also viel Glück und bis zum nächsten Mal!