Haut - Histologie
Die Haut ist eines der größten Organe des Körpers, ihre Fläche beträgt bis zu ca. 2 Quadratmeter.
Sie besteht aus einem epithelialen Mantel mit einer darauffolgenden Bindegewebs- und einer Fettschicht, in die verschiedene Blutgefäße und neuronale Strukturen eingebettet sind.
Die Blutgefäße dienen unter anderem der Fähigkeit des Menschen zur Temperaturregulation, die neuronalen Strukturen der Registrierung von Tast-, Temperatur- und Schmerzreizen sowie der Lageorientierung im Raum (Propriozeption).
Aufbau
Der grundsätzliche Aufbau aller Hautareale gliedert sie in Epidermis (Oberhaut), Dermis (Lederhaut) und Subcutis.
Epidermis
Die Epidermis besteht aus einem, der Basalmembran aufliegenden, einschichtigen Stratum basale aus zylindrische Zellen und dem mehrschichtigen Stratum spinosum, deren Zellen eher rundlich sind.
Darauf folgt das Stratum granulosum aus flachen Zellen sowie im Anschluss das Stratum corneum, deren Hornzellen keine Zellkerne oder Organellen besitzen, als äußerste Schicht.
Stratum basale und Stratum spinosum werden häufig als Stratum germinativum zusammengefasst.
Keratinozyten
Alle Schichten der Epidermis – mit Ausnahme des Stratum corneum - bestehen aus vitalen Keratinozyten, das heißt Keratin produzierende Zellen.
Das Stratum corneum besteht ebenfalls aus Zellen, die jedoch keine Kerne und keine Organellen mehr besitzen. Sie besteht also nicht aus den Sekretions- oder Zersetzungsprodukten von andern Zellen, sondern aus Zellen selbst. Diese Zellen sind nicht „abgestorben“, sondern haben einen gezielten Reifungsvorgang durchgemacht, bei dem das Ziel die Abstoßung von Zellkern und Zellorganellen ist. Die Zell-Zell-Kontakte sind lockerer als in den Schichten darunter, sodass sterbende Zellen abschilfern (schuppen) können.
Die Interzellularspalten zwischen diesen Zellen sind mit Lipiden aufgefüllt, die Teil der Hautbarriere sind. Daher können nur fettlöslische Stoffe die menschliche Haut passieren, wasserlösliche Verdunsten auf der Oberfläche oder werden weggespült.
Im Stratum basale befinden sich spinnenförmige Zellen, die Melanozyten, welche Melanin, den Pigmentfarbstoff der Haut, produzieren und über Fortsätze in die Keratinozyten „injiziert“ werden (zytokrine Sekretion).
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Oberflächenstruktur
Die Oberfläche der Epidermis besitzen verschiedene histologische und makroskopische Merkmale.
Prinzipiell ist zwischen Leistenhaut (ca. 4% der Körperoberfläche) und Felderhaut (ca. 96% der Körperoberfläche) zu unterscheiden. Erstere verläuft in feinen parallelen Furchen und findet sich nur an den Handflächen, den Fingerinnenseiten und der Fußsohle. Die exakte Ausrichtung ihrer Furchen besitzt ein genetisch determiniertes Muster, das für jeden Menschen einmalig ist (Fingerabdruck).
Dermis
Die nächste Schicht ist die Dermis. Sie besteht aus dem Stratum papillare und dem Stratum reticulare. Ersteres enthält, je nach Hautregion, unterschiedliche Drüsen, gegebenenfalls Haare und ist aus lockerem kollagenem Bindegewebe aufgebaut. Zudem finden sich dort Lymph- und Blutkapillaren, Anschnitte von Nervenfasern und spezielle Sinneszellen.
Das Stratum papillare entspricht funktionell in etwa der Lamina propria muköser Organe. Das Stratum reticulare besitzt den Charakter straffen Bindegewebes, in dem jedoch elastische Fasern eingebettet sind. Dies ermöglicht die Dehnbarkeit der Haut und sorgt nach einer Dehnung für das Zurückschnellen in die vorherige Form. Ein Verlust an elastischen Fasern in dieser Schicht sorgt für "schlaffe" Haut.
Subcutis
Die letzte Schicht ist die Subcutis. Sie besteht vornehmlich aus einem geringen Anteil lockeren kollagenen Bindegewebes und einem hohen Anteil univakuolären Fettgewebes.
Im Bereich von Brust, Hüften, Gesäß und Bauch dient es als "Depotfett" sowie der Verhinderung des Wärmeverlustes durch eine isolierende Schicht. An den Fußsohlen, unter anderem, dient es als "Baufett". Unter Baufett ist Fettgewebe zu verstehen, das der mechanischen Federung und Polsterung dient und im Normalfall, auch bei längeren Hungerperioden, nicht abgebaut wird. Andererseits erfolgt in Bereichen des Baufettes auch bei hochkalorischer Ernährung praktisch keine Neueinlagerung von Fetten.
Die Zunahme an Körpergewicht in Arealen des Depotfettes erfolgt in der Regel nicht durch Anlage neuer Fettzellen, sondern eine Erhöhung der Lipiddichte in den bestehenden Fettzellen.
Erkennungsmerkmale
In den verschiedenen Präparatesammlungen werden häufig drei Präparate der Haut unterschieden: Fingerbeere, Kopfhaut und Achselhaut, die charakteristische histologische Erkennungsmerkmale besitzen und zumeist in Prüfungen erkannt werden müssen.
Fingerbeere
Der Aufbau der Haut an den Fingerbeeren entspricht der allgemeinen Schichtung, allerdings mit einer Besonderheit. Wie auch andere Regionen der Leistenhaut enthält sie eine zusätzliche Schicht. Zwischen Stratum corneum und Stratum granulosum befindet sich das Stratum lucidum, welches in der Hämatoxylin-Eosin-Färbung als dünner, blasser Streifen erkennbar ist.
Zudem befinden sich in der Fingerbeere Meissner-Tastkörperchen, die rein morphologisch Ähnlichkeit mit einem epithelialen Zellcluster haben. Es handelt sich dabei um spezialisierte neuronale Strukturen, deren Zellkörper in den Spinalganglien (1. Neuron) liegen. Die epithelähnliche Gestalt kommt durch Schwann-Zellen zustande, es liegen also keine Zellkörper sensibler Neurone in der Haut.
Bei den Meissner-Tastkörperchen handelt es sich um Sensoren, die dem feinen Tastempfinden (epikritische Sensibilität) dienen, die zur Gruppe der Lamellenkörperchen gezählt werden. Das Stratum papillare enthält außerdem ekkrine Schweißdrüsen.
In der Subcutis befinden sich Vater-Pacini-Tastkörperchen, die einen zwiebelschalenartigen Aufbau besitzen und deutlich größer als Meissner-Körperchen sind. Sie besitzen prinzipiell die gleiche neuronale Verschaltung, dienen jedoch der bewussten Propriozeption, das heißt der Erfassung der Lage im Raum. Ohne diese wäre es nicht möglich, sich in einem vollkommenen dunklen Raum durch Ertasten von Gegenständen (einigermaßen) sicher fortzubewegen. Sie sind Beschleunigungsdetektoren und ein anatomisches Korrelat des Vibrationssinns.
Felderhaut
Die Felderhaut ist gekennzeichnet durch Haare in der Dermis, die längs oder quer angeschnitten sind. Typische Beispiele sind die Kopf- und Achselhaut. In der Nähe eines Haaranschnittes findet sich üblicherweise eine holokrine Talgdrüse und ein Musculus arrector pili (Haaraufrichter, bewirkt „Gänsehaut“), der sympathisch innerviert wird.
In einzelnen Präparaten findet sich ein Anschnitt der Galea aponeurotica, einer Schicht von kollagenen Faserbündeln.
Auch die Achselhaut besitzt Haare mit assoziierten Talgdrüsen und einem Musculus arrector pili in der Dermis. Zusätzlich finden sich hier im Bereich des Überganges von der Dermis zur Subcutis englumige, stark geknäulte Schweißdrüsen und apokrine Schweißdrüsen (Duftdrüsen), die nicht mit Haaren assoziiert sind.
Aufbau des Haares
Haare können quer oder längs angeschnitten sein. Ihr Aufbau unterscheidet sich dann entsprechend. Im Kern liegt die Haarwurzel, auch als Haarmark bezeichnet. Dieses ist umgeben von der Haarcuticula. Dem liegt eine innere Wurzelscheide an, gefolgt von einer deutlich breiteren äußeren Wurzelscheide. Die äußere Begrenzung ist die Glasmembran.
Hautdrüsen
In der Haut kommen - in unterschiedlicher Ausprägung und Häufigkeit - 3 Typen von Hautdrüsen vor: ekkrine Schweißdrüsen, apokrine Duftdrüsen, holokrine Talgdrüsen.
Ekkrine Schweißdrüsen sind unverzweigte, tubuläre Drüsen, die in keiner Verbindung zu den Haaren stehen. Meist reichen diese Drüsen bis in die Subkutis und sind für die Thermoregulation zuständig. Der Wärmeentzug entsteht hierbei indem Flüssigkeit verdunstet.
Apokrine Duftdrüsen (oder auch apokrine große Schweißdrüsen) enthalten Duftstoffe und sind insbesondere in den Achselhöhlen, dem Anus und den Genitalien zu finden. Die Ausführungsgänge sind ähnlich gebaut wie die der ekkrinen Drüsen, münden aber direkt im Haartrichter. Das Sekret ist milchig, zähflüssig und weist einen hohen pH-Wert auf.
Holokrine Talgdrüsen produzieren Lipide (Triglyceride) und schützen die Haut vor dem Austrocknen. Sie besitzen weite Endstücke an dessen Rand sich platte bis kubische Epithelzellen, finden, die sich mitotisch teilen können. In der Leistenhaut der Hand- und Fußflächen kommen sie nicht vor, sonst sind die Talgdrüsen aber weit verbreitet.
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Differentialdiagnose
Eine Ähnlichkeit mit anderen Präparaten außer denen der Haut besteht im Regelfalle nicht. Allerdings können die einzelnen Hautpräparate untereinander verwechselt werden.
Der erste Schritt in der Identifizierung, nachdem ein Hautpräparat erkannt wurde, ist die Suche nach einem Stratum lucidum beziehungsweise dessen Ausschluss. Wurde keines erkannt, muss zwischen Achsel- und Kopfhaut unterschieden werden. Normalerweise ist die Dichte an Haaranschnitten in der Kopfhaut um ein vielfaches höher. Das Vorhandensein von ekkrinen und apokrinen Drüsen am Dermis-Subcutis-Übergang kann als zweites Merkmal dienen, denn es findet sich von den hier behandelten Präparaten nur in der Achselhaut. Zudem ist die Epidermis der Kopfhaut zumeist deutlich kräftiger (dicker) als die der Achselhaut.
Ein „weiches“ Kriterium zur Unterscheidung zwischen den Präparaten sind die ekkrinen Schweißdrüsen. Sie finden sich im Präparat der Fingerbeere im Stratum papillare, bei der Achselhaut jedoch eher im Stratum reticulare.
Klinik
Die Haut besitzt eine Vielzahl von Pathologien, die zudem sehr häufig vorkommen. Ein großer Teil der Veränderungen der Haut ist unspezifisch, d.h. die gleiche Veränderung kann durch sehr viele unterschiedliche Ursachen bedingt sein.
Zu den spezifischen Veränderungen zählen die Tumore der Haut. Die folgenden drei gehören unter den tumorösen Veränderungen zu den häufigen.
Plattenepithelkarzinome entstehen in der Epidermis und können sich von dort ausbreiten. Ihre Morphologie reicht von gut differenzierten Formen bis hin zu nahezu undifferenzierten (anaplastischen).
Maligne Melanome gehen von Melanozyten aus. In der histologischen Aufarbeitung finden sich atypische Melanozyten, die in irregulärer Verteilung, einzeln oder in Nestern, vorliegen. Ihre bevorzugte Lokalisation ist die Junktionszone zwischen Epidermis und Dermis.
Basalzellkarzinome, früher als Basaliome bezeichnet, zeigen sich durch eine Proliferation von Inseln oder Strängen basaloid differenzierter Zellverbände mit chromatindichten Kernen, welche in ein Stroma eingebettet sind. Die Zellen besitzen typischerweise eine periphere „Palisadenstellung“.
Die Anzahl der möglichen tumorösen Läsionen der Haut ist sehr groß und vielfältig. Wegen der besonderen Schwierigkeit der Diagnose von Präparaten der Haut hat sich bereits vor vielen Jahren eine eigene Fachrichtung etabliert, die Dermatohistopathologie, für die es eine eigene Zusatzqualifikation gibt, die nach dem erfolgreichen Abschluss der Facharztweiterbildung (Dermatologie oder Pathologie) erworben werden kann.
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Kim Bengochea, Regis University, Denver