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Harnröhre (Urethra)

Videoempfehlung: Penis und Harnröhre [14:54]
Aufbau, Struktur und Funktion des Penis und der männlichen Harnröhre im Längsschnitt.

Die Harnröhre (Urethra) ist der ableitende Harnweg von der Harnblase bis zum Verlassen des Körpers. Sie dient dem Harntransport während der Miktion (Blasenentleerung) und weist geschlechtsspezifische Unterschiede auf.

Die männliche Harnröhre ist ein Teil des Penis und transportiert nicht nur Urin, sondern auch Ejakulat, weswegen sie als Harnsamenröhre bezeichnet wird.

Die weibliche Harnröhre ist im Vergleich zur männlichen Harnröhre deutlich kürzer und transportiert ausschließlich Urin.

Dieser Artikel befasst sich mit der Anatomie und Histologie der männlichen und weiblichen Harnröhre.

Kurzfakten zur Harnröhre (Urethra)
Lage Ostium urethrae internum (am Boden der Harnblase) bis Ostium urethrae externum
Männlich:
Zieht durch die Prostata, die Beckenmuskulatur und das Corpus spongiosum
Etwa 20 cm lang
Ostium urethrae externum endet am Glans penis
Weiblich:
Verlauf entlang der Vorderwand der Vagina
Etwa 2,5-4 cm lang
Ostium urethrae externum mündet in den Scheidenvorhof
Aufbau Männlich:
Pars intramuralis
Pars prostatica
Pars membranacea
Pars spongiosa
Weiblich:
Pars intramuralis
Pars cavernosa
Gefäßversorgung Arterien:
A. urethralis (A. pudenda interna)
Bei Männern zusätzlich durch A. vesicalis inferior und Rr. prostatici
Bei Frauen zusätzlich durch A. rectalis media
Venen:
Plexus venosus vesicalis
Bei Männern zusätzlich über Plexus venosus prostaticus
Innervation Plexus hypogastricus inferior
N. pudendus
Funktion Ausscheidung des Urins
Beim Mann auch Spermientransport
Inhalt
  1. Aufbau
    1. Männliche Harnröhre
    2. Engstellen und Aufweitungen
    3. Weibliche Harnröhre
  2. Gefäßversorgung
    1. Männliche Harnröhre
    2. Weibliche Harnröhre
  3. Innervation
  4. Histologie
    1. Männliche Harnröhre
    2. Weibliche Harnröhre
  5. Embryologie
  6. Klinik
  7. Literaturquellen
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Aufbau

Männliche Harnröhre

Die männliche Harnsamenröhre beginnt ihren Verlauf mit dem Ostium urethrae internum (innere Harnröhrenöffnung) am Boden der Harnblase. Sie hat eine Länge von etwa 20 cm und endet am Ostium urethrae externum (äußere Harnröhrenöffnung).

Sie verläuft in vier Abschnitten:

  • Pars intramuralis: in der Blasenwand
  • Pars prostatica: durch die Prostata ziehend
  • Pars membranacea: durch den M. sphincter urethrae externus
  • Pars spongiosa: im Corpus spongiosum penis

Der Verlauf in der Blasenwand (Pars intramuralis) ist nur kurz und befindet sich in der Muskelschicht. Dieser Abschnitt dient allein dem Urintransport.

Die Pars prostatica ist rund 3,5 cm lang und durchzieht die Prostata. Hier erweitert sie sich im Durchmesser, wird aber durch den Samenhügel (Colliculus seminalis) eingeengt. Diese kleine Erhebung ist die Mündungsstelle der beiden Ductus ejaculatorii. Die Urethra ist in diesem Bereich an 15 bis 30 Stellen porenartig durchbrochen, bei diesen Durchbruchstellen handelt es sich um Mündungen der Prostatadrüsen.

Der nächste Abschnitt ist die Pars membranacea, die etwa 1 bis 2 cm lang ist. Sie durchquert den Beckenboden und besitzt das engste Lumen, da sie vom M. sphincter urethrae externus umgeben wird.

Darauf folgt die Pars spongiosa, die Strecke nach Eintritt der Urethra in das Corpus spongiosum penis (Harnröhrenschwellkörper). Kurz nach Eintritt in den Penis erweitert sie sich zur Ampulla urethrae, in der sich Einmündungen der Ausführungsgänge der Cowper'schen Drüsen befinden.

Die Länge der Pars spongiosa beträgt etwa 15 cm und sie endet mit dem Ostium urethrae externum an der Glans penis. Der proximale Teil ist am Beckenboden fixiert, während der distale Teil der Lage des Penis folgt. Unmittelbar vor dem Ostium befindet sich die Fossa navicularis urethrae, eine ampullenartige Erweiterung der Urethra.

In der Pars spongiosa finden sich längs verlaufende Schleimhautfalten (Lacunae urethrales) und Littre'sche Drüsen (Glandulae urethrales). Letztere produzieren ein klares, schleimhaltiges Sekret, das die Urethralschleimhaut befeuchtet.

Engstellen und Aufweitungen

Die weibliche Harnröhre ist nahezu ein gerades Rohr, während die männliche drei Engstellen, drei Aufweitungen und zwei Krümmungen aufweist, die klinische Bedeutung besitzen.

Die drei Engstellen sind:

  • Pars intramuralis (Ostium urethrae internum): innere Harnröhrenöffnung am Blasenaustritt
  • Pars membranacea: Durchtritt durch den Beckenboden
  • Ostium urethrae externum: äußere Harnröhrenöffnung

Die drei Aufweitungen sind:

  • Pars prostatica
  • Ampulla urethrae
  • Fossa navicularis

Die erste Krümmung (Curvatura infrapubica) befindet sich proximal am Übergang der Pars membranacea in die Pars spongiosa, die zweite (Curvatura prepubica) distal am Übergang des fixierten zum nicht fixierten Teil der Pars spongiosa.

Weibliche Harnröhre

Die weibliche Harnröhre hat eine Länge von 3 bis 5 cm. Sie beginnt ebenfalls am Ostium urethrae internum hinter der Symphyse. Von dort zieht sie in enger Nachbarschaft zur Vorderwand der Vagina abwärts und endet mit dem Ostium urethrae externum.

Die weibliche Urethra besitzt zwei Abschnitte:

  • Pars intramuralis: kürzerer Abschnitt durch die Harnblasenmuskulatur
  • Pars cavernosa: längerer Abschnitt, der zum Scheidenvorhof zieht

Beim Ostium urethrae externum handelt es sich um einen länglich gestalteten Schlitz unmittelbar vor dem Ostium vaginae (Scheidenöffnung) und etwa 2 bis 3 cm hinter der Glans clitoris.

Schaue dir das folgende Video an, um mehr über die weibliche Harnblase zu lernen:

Gefäßversorgung

Männliche Harnröhre

Die arterielle Versorgung, vor allem der Pars spongiosa, erfolgt aus der A. urethralis, einem Ast der A. pudenda interna. Weiter wird die männliche Urethra über kleine Rami prostatici durchblutet.

Das venöse Blut der Pars spongiosa drainiert in den Plexus venosus vesicalis sowie den Plexus venosus prostaticus, die restlichen Anteile geben ihr Blut an die Venen des Penis ab.

Die Lymphdrainage erfolgt in die Nll. iliaci interni. Zum Teil erfolgt der Lymphabfluss der Pars prostatica urethrae auch in die Nll. sacrales. Distale Abschnitte der Urethra geben ihre Lymphe in die Nll. inguinales superficiales ab.

Weibliche Harnröhre

Die Blutversorgung der weiblichen Urethra wird ebenfalls hauptsächlich durch die A. urethralis aus der Arteria pudenda interna gesichert. Die Arteria pudenda interna ist wiederum eine Abzweigung der Arteria iliaca interna.

Die venöse Drainage erfolgt in den Plexus venosus vesicalis und schließlich in die Venae iliacae internae.

Der Lymphabfluss findet über die Nll. iliaci interni oder inguinales in die Nll. lumbales statt.

Innervation

Die vegetative Innervation stammt aus dem Plexus pelvicus (Plexus hypogastricus inferior), der sympathische und parasympathische Fasern enthält. Diese Nerven sind bei Männern an der Regulation des Urinflusses und der Ejakulation, bei Frauen nur an der Urinregulation beteiligt.

Die sensorische und motorische Innervation erfolgt über den N. pudendus, der den M. sphincter urethrae externus und Teile der Urethra penis innerviert. Die sensorische Innervation ermöglicht Empfindungen entlang der Urethra penis. Die Wand der Urethra ist generell sehr schmerzempfindlich, die Qualität des empfundenen Schmerzes ist in aller Regel brennend.

Du möchtest menschliche Anatomie meistern und dabei auch Spaß haben? Dann ist diese Lernstrategie genau was für dich!

Histologie

Histologisch bestehen sowohl die männliche als auch die weibliche Harnröhre aus den folgenden Schichten:

  • Tunica mucosa (Epithel und Lamina propria): das Epithel verändert sich je nach Abschnitt der Harnröhre. Der obere Teil der Urethra ist mit einem Übergangsepithel (Urothel) ausgekleidet. Dieses Epithel besteht aus Deckzellen, einem Stratum polygonale und einem Stratum basale. Den Deckzellen liegt eine Crusta aus verdichteten Aktin- und Intermediärfilamenten auf, die das Epithel vor aggressiven Substanzen im Harn schützen. Der mittlere Teil wird von einem mehrreihigen hochprismatischen Epithel (Zylinderepithel) und der untere Teil von einem mehrschichtigen unverhornten Plattenepithel gebildet. In der darunter liegenden Lamina propria finden sich zahlreiche Schleimdrüsen (Glandulae urethrales), viele Gefäße sowie elastische Fasern.
  • Tunica muscularis: Die Muskelschicht aus glatter Muskulatur besteht aus einer inneren Längs- und einer äußeren Ringmuskelschicht.
  • Tunica adventitia: Diese Bindegewebsschicht verankert die Harnröhre in ihrer Umgebung.

Im Querschnitt zeigt die Urethra im ungefüllten Zustand ein sternförmiges Lumen.

Männliche Harnröhre

In der Pars intramuralis findet sich als Epithel das Urothel, das in der Pars prostatica in ein mehrschichtiges Zylinderepithel übergeht. Dieses besitzt an seiner Oberfläche das Enzym Lysozym, welches antibakterielle Eigenschaften besitzt, um bakterielle Zellwände aufzulösen.

Ab der Fossa navicularis findet sich das mehrschichtige unverhornte Plattenepithel, das große Mengen an Glykogen einlagert und ein Nährboden für bestimmte Bakterien bietet. Diese Bakterien verhindern eine allzu schnelle Besiedelung mit anderen Erregern und dienen damit als physiologische Schutzzone gegen aufsteigende Infektionen.

Die Tunica muscularis der männlichen Urethra ist stärker ausgeprägt als bei Frauen. Insbesondere in der Pars prostatica und Pars membranacea ist die glatte Muskulatur verstärkt.

Weibliche Harnröhre

Der Anfangsteil der weiblichen Urethra ist von Urothel ausgekleidet, welches im Verlauf in mehrschichtig unverhorntes Plattenepithel übergeht. 

Weiterhin sind die umgebende Muskulatur und das Bindegewebe weniger differenziert als bei der männlichen Urethra, was mit der einfacheren Struktur und Funktion der weiblichen Urethra zusammenhängt.

Möchtest du dein Wissen einmal überprüfen? Teste dich mit dem folgenden Quiz zur Histologie der Harnröhre und Harnblase:

Embryologie

Die Harnwege entstehen in der Embryogenese aus dem inneren der drei Keimblätter, dem Entoderm. Zwischen der 4. und der 6. Woche wird die Kloake, eine vorläufige gemeinsame Körperöffnung für Verdauungs-, Geschlechts- und Exkretionsorgane, getrennt. Durch das von kranial einwachsende Septum urorectale entstehen dorsal zwei getrennte Öffnungen für den Darm (Anorektalkanal) und ventral für den Urogenitaltrakt (Sinus urogenitalis).

Der Sinus urogenitalis oder auch Urogenitalkanal wird in drei Ebenen (obere, mittlere, untere) unterteilt, aus denen jeweils unterschiedliche Strukturen hervorgehen. Bei der Frau entwickelt sich die Harnröhre komplett aus der mittleren Ebene. Beim Mann hingegen entsteht nur der proximale Teil aus der mittleren Ebene, der distale Abschnitt entwickelt sich aus der unteren Ebene.

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Kim Bengochea Kim Bengochea, Regis University, Denver
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