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Harnblase (Vesica urinaria)

Videoempfehlung: Männliche Harnblase [23:14]
Vordere Ansicht in koronaler Ebene der männlichen Blase in Becken und Beckenboden.

Die Harnblase (Vesica urinaria) ist ein dehnbares muskuläres Hohlorgan und dient dem Sammeln und der zeitweiligen Speicherung von Urin. Ihr Füllungsvolumen schwankt stark und liegt zwischen etwa 400 und 2000 ml. Dadurch kann ihre Größe stark variieren.

Sie liegt im kleinen Becken und bildet gemeinsam mit der Harnröhre (Urethra) den unteren Harntrakt.

In diesem Artikel werden die Anatomie, Histologie und geschlechterspezifische Unterschiede der Harnblase erläutert.

Kurzfakten zur Harnblase
Lage Hinter der Symphyse
Kaudale Anteile befinden sich im Subperitoneum
Aufbau Harnblasenkörper (Corpus vesicae)
Blasengrund (Fundus vesicae)
Blasenhals (Cervix vesicae)
Einmündungen der Ureteren (Ostia ureterum)
Harnröhrenmündung (Ostium urethrae internum)
Gefäßversorgung Arterien:
A. vesicalis superior aus A. umbilicalis
A. vesicalis inferior aus A. iliaca interna
Venen:

Plexus venosus vesicalis
Lymphabfluss:

Nodi lymphoidei prevesicales, Nodi retrovesicales, Nodi lymphoidei vesicales laterales -> münden in Nodi lymphoidei iliaci interni und externi -> münden in Truncus lumbales
Innervation Plexus vesicalis aus sympathischen und parasympathischen Fasern
Histologie Tunica mucosa: 
Urothel
Lamina propria
Tunica muscularis:

Innere Längsmuskelschicht
Mittlere Ringmuskelschicht
Äußere Längsmuskelschicht
Tunica adventitia/Tunica serosa
Funktion Speicherung des Harns bis zu seiner Ausscheidung
Inhalt
  1. Lage
  2. Aufbau
  3. Gefäßversorgung
  4. Innervation
  5. Histologie
  6. Embryologie
  7. Funktion
  8. Klinik
  9. Literaturquellen
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Lage

Die Harnblase liegt hinter der Symphyse, ihre kaudalen Anteile befinden sich im Subperitoneum und sind vom paravesikalen Fettkörper umgeben. Vor der Harnblase liegt das Spatium retropubicum, welches lockeres kollagenes Bindegewebe enthält und zwischen Peritoneum und vorderer Bauchwand liegt. Die weitere Lage ist geschlechtsabhängig.

Beim Mann liegen dorsal der Harnblase die Ampullen der Ductus deferentes (Samenleiter) und dorsolateral die Glandulae vesiculosae (Bläschendrüsen) an.

Weiter dorsal liegt das Rektum, der peritoneale Raum zwischen Blase und Rektum ist die Excavatio rectovesicalis. Kaudal der Excavatio, also unterhalb des Peritoneums, und kranial der Prostata liegt zwischen Harnblase und Rektum das Septum rectovesicale. Im Bereich der Prostata geht dieses Septum in die Fascia rectoprostatica über. Beide sind Teil der Bindegewebsstrukturen, die das kleine Becken auskleiden.

Am kaudalen Pol der Harnblase liegt unmittelbar die Prostata an. Vom Schambeinkörper ausgehend verläuft an beiden Seiten das Ligamentum puboprostaticum, das glatte Muskulatur enthält. Diese Muskelzüge des M. pubovesicalis und M. puboprostaticus strahlen in die Wandmuskulatur der Harnblase ein.

Im weiblichen Becken liegt dorsal der Harnblase der Uterus an, der dazwischenliegende Raum ist die Excavatio vesicouterina.

Zwischen dem Uterus und dem dorsal folgenden Rektum liegt die Excavatio rectouterina. Diese wird auch als Douglas-Raum bezeichnet und stellt den tiefsten Punkt der Peritonealhöhle dar, in der sich intraperitoneal abgegebene Flüssigkeit (Blut, Sekrete, Eiter, Wasser) ansammeln kann.

Bei der Frau zieht zwischen Harnblase und Vagina der M. vesicovaginalis aus glatter Muskulatur entlang.

Das folgende Video verdeutlicht nochmal die Strukturen der weiblichen Harnblase:

Aufbau

Die Harnblase besitzt vier anatomische Oberflächen: eine superiore, eine inferiore, eine rechts-inferolaterale und eine links-inferolaterale. Außerdem wird die Harnblase in vier Anteile gegliedert.

Der Harnblasenkörper (Corpus vesicae) bildet den größten Abschnitt des Organs. Er ist von Peritoneum überzogen und geht nach kranial in den Scheitel (Apex vesicae) über. Von diesem zieht das Ligamentum umbilicale medianum, der obliterierte Urachus, aufwärts bis zum Nabel.

Der Blasengrund (Fundus vesicae) bezeichnet den subperitoneal liegenden, hinteren unteren Teil. Im Fundus vesicae befinden sich drei Einmündungen (Ostien), die zusammen das Trigonum vesicae bilden: das Ostium urethrae internum (Harnröhrenöffnung) und die beiden Ostia ureteres (Harnleiteröffnungen). Das Trigonum vesicae bildet in der Harnblase von innen ein sichtbares, dreieckiges Schleimhautfeld, das sich durch seine weißliche Färbung vom restlichen Teil der Blasenoberfläche unterscheidet. 

Die beiden Einmündungen der Ureteren sind weiterhin durch eine Schleimhautfalte (Plica interureterica) miteinander verbunden.

An der Spitze des Trigonum vesicae, am Übergang zur Urethra findet sich eine längsverlaufende Vorwölbung, die Uvula vesicae. Diese entsteht durch einen Venenplexus unterhalb der Schleimhaut. In diesem Bereich wölbt sich bei Männern die dahinterliegende Prostata vor, sodass sich ihr Relief abbildet. Dies ist nur möglich, da im Bereich des Trigonum die Muskelschichten weniger kräftig ausgeprägt sind.

Der Fundus verjüngt sich nach unten zum Blasenhals (Cervix vesicae), der in die Harnröhre (Urethra) übergeht.

Der Musculus detrusor vesicae bildet die dicke Muskelwand der Harnblase. Aus ihm geht der Musculus sphincter vesicae internus hervor, der um den Blasenhals herum liegt. Wenn sich der Musculus detrusor vesicae kontrahiert, komprimiert er die Ostia ureteres, um einen vesikoureteralen Reflux (ein Zurückfließen von Urin in die Harnleiter) zu verhindern.

Die Größe und Form der Harnblase ist von ihrem Füllungszustand abhängig. Im leeren Zustand ist die Hinterwand eingedellt und die Muskulatur insgesamt faltig. Mit zunehmendem Harngehalt dehnt sie sich vor allem im Bereich des Corpus aus.

Gefäßversorgung

Die arterielle Versorgung der Harnblase erfolgt über zwei Gefäße. Zum einen durch die A. vesicalis superior, welche den nicht obliterierten Teil der A. umbilicalis fortsetzt sowie durch die A. vesicalis inferior, die der A. iliaca interna entspringt.

Die A. vesicalis superior versorgt etwa 2/3 der Blasenwand unter Aussparung des Halses und der unteren hinteren Wand. Der Blasenhals sowie die Rückwand der Blase und beim Mann die akzessorischen Geschlechtsdrüsen werden von der A. vesicalis inferior versorgt. Bei der Frau kann die A. vesicalis inferior auch aus der A. vaginalis entspringen.

Neben den zwei Hauptstämmen ziehen auch kleine Äste aus der A. rectalis media, der A. pudenda interna, der A. obturatoria sowie bei der Frau aus der A. uterina zur Harnblase.

Das venöse Blut sammelt sich in einem ausgedehnten Geflecht, dem Plexus venosus vesicalis, der im Spatium extraperitoneale pelvis liegt. Beim Mann steht dieses Geflecht in Verbindung mit dem Plexus venosus prostaticus, bei der Frau mit dem Plexus venosus vaginalis. Vom jeweiligen Plexus aus erfolgt der Abfluss in die Vv. iliacae internae.

Die Nodi lymphoidei prevesicales und retrovesicales sowie die Nodi lymphoidei vesicales laterales sind die Lymphknoten der Harnblase. Sie besitzen Anschluss an die Nodi lymphoidei iliaci interni und externi, welche wiederum an den Truncus lumbales angeschlossen sind.

Innervation

Die Innervation der Harnblase erfolgt über den Plexus vesicalis. Die sympathischen Fasern stammen aus den Rückenmarksegmenten Th11−L1, die parasympathischen Fasern aus den Segmenten S2−S4 (Nn. splanchnici pelvici).

Der Sympathikus bewirkt eine Kontraktion der Blasenwandmuskulatur im Bereich des Blasenhalses und der oberen Urethra und reguliert dadurch den Füllungsgrad der Blase im Sinne einer Urinretention. Die Perikaryen der Neurone, die auf den Detrusormuskel konstriktorisch wirken, liegen in Ganglien der Harnblasenwand. 

Die parasympathischen Fasern sorgen für eine Kontraktion des M. detrusor vesicae und eine Relaxation des M. sphincter urethrae internus, wodurch der gesammelte Urin aus der Blase ausgeschieden werden kann.

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Histologie

Der histologische Aufbau der Harnblase entspricht dem grundsätzlichen Aufbau muskulärer Hohlorgane, mit einer Schleimhaut (Tunica mucosa), einer muskulären Schicht (Tunica muscularis) und einer Tunica adventitia oder Tunica serosa.

Die Tunica mucosa besteht aus einem für die ableitenden Harnwege typischen Urothel (Übergangsepithel) mit Crusta. Bei letzterem handelt es sich um Verdichtungen von Aktin- und Intermediärfilamenten, die das Epithel vor aggressiven Substanzen im Harn schützen.

Das Urothel besteht aus Deckzellen, denen luminal die Crusta aufliegt, einem Stratum polygonale und einem Stratum basale. Das Stratum basale ist an der Basalmembran verankert, auf welche eine Lamina propria mit lockerem kollagenem Bindegewebe folgt. Die Lamina propria ist zweigeteilt, der subepitheliale Anteil ist zell- und gefäßreich, die tieferen Lagen sind zellärmer und faserreicher.

Auf die Lamina propria folgt die Tunica muscularis, die in der Harnblase kräftig entwickelt ist. Sie besteht aus drei Muskelschichten: einer äußeren Längs-, einer mittleren Ring- und einer inneren Längsmuskelschicht. Im ungefüllten Zustand finden sich deutliche Falten in der Tunica muscularis.

Darauf folgt größtenteils die Tunica adventitia, doch ein kleiner apikaler Anteil der Harnblase besitzt eine Tunica serosa.

Die Schleimhaut ist gegen die Muskelschichten gut verschieblich. Das ermöglicht Lageänderungen in Abhängigkeit vom Füllungsgrad. Im Bereich des Trigonum vesicae am Boden der Harnblase ist die Schleimhaut jedoch immer faltenfrei und glatt, da sie hier mit der Tunica muscularis verwachsen ist. Somit wird gewährleistet, dass die zu- und abführenden Harnwege immer offen gehalten werden.

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Embryologie

Um die 4. bis 7. Entwicklungswoche herum wird die Kloake, die gemeinsame Anlage für die Ausscheidungsorgane, durch das Septum urorectale getrennt. Der hintere Abschnitt enthält den Anorektalkanal, der vordere den Sinus urogenitalis. Aus dem oberen Abschnitt des Sinus urogenitalis entwickelt sich die Harnblase.

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Funktion

Die Harnblase dient der Speicherung des Harns bis zu seiner Ausscheidung. Die Füllung der Harnblase erfolgt in Portionen (Harnbolus), deren Abgabe aus der Niere von einer Vielzahl von Faktoren abhängig ist. Die Entleerung ist notwendig, weil der Harn zahlreiche Substanzen enthält, die zeitnah den Körper verlassen müssen, da sie sonst toxisch wirken.

Obwohl das Füllungsvolumen der Harnblase zwischen etwa 400 und 2000 ml liegt, setzt der Harndrang bereits ab etwa 150 bis 300 ml ein. Durch Zunehmen des Harnvolumens kommt es zur Aktivierung von Dehnungssensoren in der Blasenwand. Diese Information wird über das Rückenmark geleitet, wobei dort eine Verschaltung in zwei Richtungen erfolgt. Aufsteigende Fasern senden Informationen zum Gehirn, sodass der Blasendruck bewusst wahrgenommen wird. Absteigende Fasern wiederum können die Blasenmuskulatur ansteuern, sodass die willkürliche Entleerung vonstatten gehen kann.

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Kim Bengochea Kim Bengochea, Regis University, Denver
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