Nebenhoden (Epididymis)
Die paarigen Nebenhoden (Epididymis) sind innere Geschlechtsorgane des Mannes. In ihnen reifen die Spermien bis zum Endstadium, wonach sie ihre volle Fertilitätsfähigkeit erhalten.
Darüber hinaus werden sie hier bis zur Ejakulation zwischengelagert bzw. bei Überalterung abgebaut und absorbiert.
Zudem werden Spermien während des Transportes epigenetisch modifiziert.
Lage |
Dorsal des Hodens |
Anteile |
Caput, Corpus, Cauda |
Blutversorgung und Innervation |
Arteriell: Äste der A. testicularis Venös: Plexus pampiniformis Vegetativ: Äste des Plexus coeliacus |
Funktion |
Spermienreifung und Lagerung bis zur Ejakulation |
Aufbau
Der Nebenhoden ist ein längliches, leicht gekrümmtes Organ, das dorsal auf dem Hoden liegt. Er besteht aus einem einzelnen, stark geknäulten, ca. 6 m langen Gang, dem Nebenhodengang (Ductus epididymidis). Makroskopisch unterscheidet man zwischen dem Kopf (Caput), Körper (Corpus) und Schwanz (Cauda).
- Caput epididymidis (Nebenhodenkopf) - lagert sich am oberen Hodenpol an und enthält die Ductuli efferentes, über die die noch unreifen Spermien vom Hoden in den Nebenhoden gelangen. Außerdem enthält der Kopf einen Teil des Ductus epididymidis.
- Corpus epididymidis (Nebenhodenkörper) - liegt dorsal des Hodens und speichert die Spermien.
- Cauda epididymidis (Nebenhodenschwanz) - ist das schlanker werdende Ende und befindet sich am unteren Pol des Hodens. Über ihn werden die Spermien zum Samenleiter (Ductus deferens) weitergeleitet.
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Am Kopf findet sich häufig ein gestielter Fortsatz, die Appendix epididymidis. Sie ist ein Überbleibsel des Wolff-Gangs (Ductus paramesonephricus) aus der Embryogene und zeigt keine Funktion. Darüberhinaus liegt im Samenstrang neben dem Nebennierenkopf häufig der Paradidymis (Beihoden). Er besteht aus einer Ansammlung von blind endenden Kanälchen und stellt ebenfalls ein embryonales Rudiment des Wolff-Gangs dar.
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Versorgung und Innervation
Der Nebenhoden wird über Äste der A. testicularis versorgt, die im Samenstrang (Funiculus spermaticus) verläuft. Das venöse Blut fließt in den Plexus pampiniformis zurück, ein Venengeflecht um die Hoden und Nebenhoden, aus dem die V. testicularis entsteht. Diese wiederum mündet rechts in die V. cava inferior, links in die V. renalis. Die Lymphe des Nebenhodens fließt in Lymphknoten des Beckens, genauer in die paraaortalen sowie lumbalen Lymphknoten.
Für die sympathische Innervation sind hauptsächlich Äste aus dem Plexus coeliacus verantwortlich, der Parasympathikus spielt dagegen keine wesentliche Rolle. Darüber hinaus bestehen direkte nervale Verbindungen zum unteren Thorakalmark, weshalb die Nebenhoden äußerst schmerzempfindlich sind.
Das Thorakalmark ist der thorakale Bereich des Rückenmarks. Du möchtest mehr zum vegetativen Nervensystem erfahren? Schaue dich hier um:
Histologie
Der klassische, histologische Schnitt eines Nebenhodens zeigt hunderte Querschnitte durch den Ductus epididymidis und die Ductuli efferentes aus dem Hoden.
Ductuli efferentes
Die stark aufgeknäuelten Ductuli efferentes gehen vom Rete testis des Hodens zum Ductus epididymidis. Zwischen ihnen liegt Bindegewebe welches sie voneinander trennt. Das Epithel variiert und kann ein- bis mehrreihig sein und weist teilweise Mikrovilli und Kinozilien auf. Letztere sorgen für den Transport der noch unbeweglichen Spermien. Die Epithelzellen bilden unregelmäßige, buchtartige Vertiefungen, zwischen denen typischerweise Spermien zu finden sind. Außen wird das Epithel von Myofibroblasten umgeben.
Ductus epididymidis
Epithel
Der Ductus epididymidis wird durch ein zweireihiges Zylinderepithel ausgekleidet, welches stereozilientragende, hochprismatische Epithelzellen, auch Hauptzellen genannt, und isoprismatische Basalzellen enthält. Zwischen ihnen findet man kleine, runde, lymphozytäre Immunzellen, sogenannte Halo-Zellen. Die Hauptzellen absorbieren Flüssigkeit aus dem Lumen und sezernieren gleichzeitig zahlreiche Substanzen, welche die Spermien für ihre Ausreifung benötigen, z.B. Androgene und Glycoproteine. Bei den Basalzellen handelt es sich vermutlich um Reserve- bzw. Stammzellen für das Epithel. Die genaue Funktion der Halo-Zellen ist nicht restlos geklärt.
Lamina propria
Dem Epithel des Nebenhodens folgt anschließend die Lamina propria. Sie enthält charakteristischerweise im Caput und Corpus eine einschichtig zirkuläre Schicht von Myofibroblasten. Die Cauda weist dagegen vermehrt glatte Muskelzellen auf, die zusätzlich in einer inneren und äußeren Längsschicht aufgereiht sind. Zusammen sorgen sie für eine peristaltische Bewegung im Ductus epididymidis und ermöglichen so einen schnellen Transport der Spermien während der Ejakulation.
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Der Nebenhoden ist funktional eng mit dem Hoden verknüpft. Erfahre hier mehr zum Hoden:
Eine besondere Funktion des Nebenhodens ist die epigenetische Modifikation der Spermien auf ihrem Transportweg.
Klinik
Bei einer Entzündung des Nebenhodens spricht man von einer Epididymitis. Sie ist ein häufiges Krankheitsbild, das vor allen Dingen bei älteren Männern auftritt, die häufig an Restharn-bedingten Harnwegsinfektionen leiden.
Bei jüngeren Patienten sollte stattdessen an eine sexuell übertragbare Erkrankung gedacht werden. Differentialdiagnostisch sollte bei Symptomen wie Schmerzen und Schwellung vor allen Dingen eine Hodentorsion in Betracht gezogen werden.
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Kim Bengochea, Regis University, Denver