Nebenhoden - Histologie
Der Nebenhoden (Epididymis) ist Teil der männlichen Gonaden und ist an der Reifung sowie an der Speicherung der Spermien beteiligt. Er ist paarig angelegt, hat eine Größe von 5-10 mm und befindet sich beidseitig an der Dorsalseite der Hoden (Testis).
Histologisch gesehen handelt es sich – wie bei dem Hoden – um ein parenchymatöses Organ mit epithelialem Charakter. Der Nebenhoden wird von einem Gangsystem durchzogen, das in die Ductuli efferentes und den Ductus epididymidis (Nebenhodengang) unterteilt werden kann.
Umgeben wird dieses Gangsystem von Myofibroblasten und glatten Muskelzellen, welche den Transport der Spermien bis schließlich zur Einmündung in den Ductus deferens (Samenleiter) unterstützen.
Aufbau | - Ductuli efferentes: mit hochprismatischen und niedrigeren Epithelzellen von innen ausgekleidet, die Kinozilien und Mikrovilli besitzen, werden von einer Schicht aus Myofibroblasten umgeben - Ductus epididymis: entspringt im Caput epididymidis aus den Ductuli efferentes, mit zweireihigem Zylinderepithel mit Stereozilien ausgekleidet, |
Funktionen | - Reifung und Speicherung der Spermien |
Aufbau
Die Nebenhoden und Hoden werden gemeinsam von der Tunica albuginea umhüllt, einer derben Bindegewebsfaszie mit glatten Muskelzellen. Makroskopisch lässt sich der Nebenhoden unterteilen:
- Caput epididymidis (Nebenhodenkopf) und gegebenenfalls ein Appendix epididymidis, ein Rest des Wolff-Gangs. Hier erstrecken sich die 12 Ductuli efferentes, die schließlich gemeinsam in einen einzelnen Ductus epididymidis münden.
- Corpus epididymidis (Nebenhodenkörper), der vom Ductus epididymidis durchzogen wird und
- Cauda epididymidis (Nebenhodenschwanz), der Anteil des Nebenhodens, in dem der Ductus epididymidis in den Ductus deferens übergeht.
Ductuli efferentes
Die Ductuli efferentes sind jeweils etwa 12 cm lang und Teil der ableitenden Samenwege. Sie ziehen vom Hoden in das Caput epididymidis. Durch ein starkes Verknäulen reduzieren sie ihre Länge auf etwa 1 cm. Das Epithel, das die Ductuli efferentes von innen auskleidet, ist 1- oder 2 reihig und setzt sich zusammen aus hochprismatischen und niedrigeren Zellen. Diese Epithelien sind entweder:
- mit Kinozilien bedeckt, die den Transport der noch immobilen Spermien vom Hoden bis zum Ductus epididymidis unterstützen, oder
- mit Mikrovilli bedeckt, die durch Resorption von Flüssigkeit aus der primären Spermiensuspension aus dem Hoden die Spermienkonzentration des späteren Ejakulats erhöhen.
Umgeben werden die Ductuli efferentes von einer Schicht aus Myofibroblasten, die an dem Spermientransport beteiligt sind.
Ductus epididymis
Der Ductus epididymidis entspringt im Caput epididymidis aus den Ductuli efferentes und zieht bis zur Cauda epididymidis, wo er in den Ductus deferens übergeht. Seine Gesamtlänge beträgt etwa 5-6 m, wobei er durch starkes Verknäulen auf eine Länge von 6 cm reduziert wird.
Das den Ductus epididymidis auskleidende Epithel ist zweireihiges Zylinderepithel mit Stereozilien und setzt sich zusammen aus niedrigen Basalzellen und hohen Hauptzellen, die raues endoplasmatisches Retikulum und auffällige Golgi-Apparate enthalten. Durch diese werden Dekapazitationsfaktoren bestehend aus Proteinen und Glykoproteinen synthetisiert, die sich dann an die Spermien anlagern und eine vorzeitige Aktivierung verhindern.
Des Weiteren sind die Hauptzellen an ihrer apikalen Membran mit Protonenpumpen ausgestattet, die das saure Milieu der Spermiensuspension aufrecht erhalten und somit die Eigenmotilität der Spermien hemmen. Zudem resorbieren die Hauptzellen Flüssigkeit aus der Spermiensuspension wodurch sich die Spermienkonzentration des späteren Ejakulats erhöht.
Der kraniale und mittlere Abschnitt des Ductus epididymidis sind von Myofibroblasten, der kaudale Abschnitt von einer ausgeprägten Schicht an glatten Muskelzellen umgeben. Auf diese Weise wird der Transport der Spermiensuspension zum Ductus deferens unterstützt, der etwa 12 Tage dauert.
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Erkennungsmerkmale
Die Ductuli efferentes zeichnen sich, bedingt durch den Wechsel aus hohen und niedrigen Epithelzellen, durch ein wellenförmiges Relief des Ganglumens aus.
Der Übergang in den Ductus epididymidis lässt sich durch den Übergang in eine regelmäßig hohe Epithelschicht erkennen.
Der Übergang vom kaudalen Abschnitt des Ductus epididymidis in den Ductus deferens wird durch eine Abnahme der umgebenden Muskelschicht gekennzeichnet. Da diese Gangabschnitte auch zur Speicherung der Spermiensuspension bis zur Ejakulation dienen, kann man in der Mikroskopie dort im Lumen meist auch eine Ansammlung von Spermatozoen erkennen. Dies ist aber je nach Präparat unterschiedlich.
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Differentialdiagnose
Die Histologie des Nebenhodens ist ähnlich der des Hodens, da beide Strukturen Gangsysteme (Ductuli efferentes und Ductus epididymidis des Nebenhodens beziehungsweise Tubuli seminiferi des Hodens) enthalten.
Unterschiede bestehen in der Dicke der auskleidenden Epithelien, die im Nebenhoden stets 1-2 reihig sind. Im Hoden findet sich hingegen eine dickere Schicht bestehend aus Keim- und Sertolizellen. Desweiteren besitzen die Epithelien des Nebenhodens im Gegensatz zu denen des Hodens apikal meist Kinozilien, Stereozilien oder Mikrovilli.
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Kim Bengochea, Regis University, Denver