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Milz (Splen)

Videoempfehlung: Milz [18:39]
Übersicht über die Hauptstrukturen der Milz.

Die Milz (Splen, Lien) ist ein unpaares Organ und entspricht beim Erwachsenen einer in das Blutgefäßsystem zwischengeschalteten Filterstation.

Sie liegt intraperitoneal im linken Oberbauch und besteht aus zwei bereits makroskopisch unterscheidbaren Anteilen, der roten und weißen Pulpa. Die weiße Pulpa ist Teil des lymphatischen Systems, während in der roten Pulpa alte oder veränderte Erythrozyten abgebaut werden.

Dieser Artikel erläutert die Anatomie, Histologie und Funktion der Milz.

Kurzfakten zur Milz
Lage Regio hypochondriaca sinistra (linker oberer Quadrant)
Gefäß-Nerven-Versorgung Arterie: Arteria splenica/linealis
Vene: Vena splenica/lienalis
Lymphknoten: Nodi lymphoidei coeliaci
Innervation: Plexus coeliacus
Histologie Weiße Pulpa:
PALS (periarterielle lymphatische Scheide), reich an T-Zellen
Primäre und sekundäre Lymphfollikel, reich an B-Zellen
Marginalzone mit dendritischen Zellen und Makrophagen
Rote Pulpa:
Pulpastränge, die aus Retikulumzellen bestehen
Venöse Sinusoide
Perifollikuläre Zone
Capsula
Trabeculae
Funktion Immunfunktion
Vermehrung und Reifung von Lymphozyten
Abbau von alten und defekten Erythrozyten
Inhalt
  1. Aufbau
  2. Projektion und Topographie
  3. Versorgung
  4. Embryologie
  5. Histologie
    1. Weiße Pulpa
    2. Rote Pulpa
  6. Funktion
  7. Klinik
  8. Literaturquellen
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Aufbau

Die Form der Milz ähnelt einer Kaffeebohne. Sie ist etwa 7 cm breit, 4 cm hoch und 11 cm lang und blutleer etwa 160g schwer. Die Maße kannst du dir mit dem Merkspruch “4711 Kölnisch Wasser” merken.

Der Aufbau der Milz im Parenchymschnitt entspricht dem Aufbau eines sekundär lymphatischen Organs. Es findet sich ein Grundgerüst aus retikulärem Bindegewebe, bestehend aus fibroblastischen Retikulumzellen und retikulären Fasern.

Die Milz ist umgeben von einer derben Kapsel aus straffem kollagenen Bindegewebe, welche von Peritonealepithel bedeckt wird. Darin finden sich elastische und kollagene Fasern sowie vereinzelt Zellen glatter Muskulatur. Ins Innere des Organs gehen von der Kapsel Trabekel ab, welche ähnlich wie die Kapsel aufgebaut sind und zusätzlich kleine Venen (Balkenvenen) enthalten.

Das weiche Parenchym gliedert sich bereits makroskopisch erkennbar in eine weiße und rote Pulpa.

Der größte Teil des Parenchyms besteht aus der roten Pulpa (circa 75%). Sie erscheint aufgrund der hohen Anzahl an Erythrozyten, die in und zwischen den venösen Gefäßen liegen, dunkelrot.

Bei einem Schnitt durch die Milz bildet die weiße Pulpa die Gesamtheit aller gleichmäßig in der roten Pulpa verteilten ca. 1mm großen, hellgrauen Pünktchen. Die weiße Pulpa macht somit nur etwa 25% des Gesamtvolumens der Milz aus. Sie enthält Lymphozyten und ist damit Teil des lymphatischen Systems.

Projektion und Topographie

Die Milz liegt intraperitoneal im linken Oberbauch in der sogenannten Milznische. Ihre Lage ist dabei stark von ihrem eigenen Füllungszustand, sowie dem der umgebenden Organe und der Atemlage abhängig.

Durch ihre jeweilige Krümmung lassen sich die Seiten der Milz voneinander unterscheiden. Die konvexe Seite der Milz (Facies diaphragmatica) liegt dem Zwerchfell an, ihre konkave Seite (Facies visceralis) ist den Baucheingeweiden zugewandt. An letzterer befindet sich der Ein- und Austrittsort für Nerven und Gefäße, das Hilum splenicum. Das Hilum ist der einzige Teil der Milz, der nicht von Peritoneum überzogen ist.

Vom Hilum aus ziehen jeweils eine vordere und eine hintere Peritonealfalte zum Magen (Ligamentum gastrosplenicum, Ligamentum gastrolienale) beziehungsweise zum Zwerchfell (Lig. phrenicosplenicum, Lig. splenorenale, Lig. lienorenale).

Die beiden Seiten der Milz sind durch den scharfen oberen und den eher stumpfen unteren Rand (Margo superior und inferior) voneinander getrennt. Mit ihrem hinteren Pol (Extremitas posterior) ragt die Milz Richtung Wirbelsäule, ihr vorderer Pol (Extremitas anterior) wird von dem zwischen Zwerchfell und linker Kolonflexur verlaufenden Lig. phrenicocolicum gestützt. Dieses Band bildet damit den Boden der Milznische.

Die Längsachse der Milz verläuft parallel zur 10. Rippe. Ihr Vorderrand reicht bis zur linken mittleren Axillarlinie. Eine gesunde Milz ragt nicht unter dem Rippenbogen hervor und ist daher bei der körperlichen Untersuchung nicht zu tasten. Wenn die Milz tastbar ist, deutet dies auf eine krankhafte Vergrößerung (Splenomegalie) hin. Die Ursachen hierfür sind sehr vielfältig, z.B. Infektionen, Stoffwechselerkrankungen oder Tumore.

Bei etwa 20% der Menschen liegt eine (oder sogar mehrere) sogenannte Nebenmilz vor, oftmals in direkter Nähe der Hauptmilz.

Das Anatomie-Lernen klappt noch nicht so richtig? Hier erklären wir dir, wie du auch komplexere Themen wie hier die Milz ganzheitlich lernen kannst!

Versorgung

Die Milz ist ein stark durchblutetes Organ. Obwohl sie nur etwa 0,3% des Körpergewichts ausmacht, erhält sie 3-5% des Herzzeitvolumens. Arterielles Blut erreicht die Milz über die A. splenica (auch A. lienalis), dem stärksten der drei Hauptäste des Truncus coeliacus. Diese Arterie verläuft am Oberrand des Pankreas und ist stark geschlängelt, wodurch eine Lage- und Volumenänderung der Milz ermöglicht wird.

Von den am Hilum eintretenden großen Ästen der A. splenica entspringen die sogenannten Trabekelarterien, die zusammen mit den Trabekelvenen in den von der Kapsel ausstrahlenden Bindegewebssträngen verlaufen. Kleinere Arterien wiederum verlassen die Trabekelarterien und damit die Bingewebsstänge und ziehen als Zentralarterien in die weiße Pulpa.

Radiäre Äste der Zentralarterien ziehen dann als Pinselarterien durch das lymphatische Gewebe zur roten Pulpa, wo sie möglicherweise offen enden oder direkt mit Sinusoiden verbunden sind. Nach Erreichen der weitlumigen venösen Sinusoide fließt das venöse Blut entweder über dazwischen geschaltete Pulpavenen oder direkt über die Trabekelvenen, welche ebenfalls in den Bindegewebssträngen liegen, in die V. splenica ab. Diese vereinigt sich mit der V. mesenterica superior zur V. portae.

Der Lymphabfluss der Milz erfolgt über die am Hilum anliegenden Nll. splenici

Sympathische und auch einige parasympathische Fasern aus dem Ganglion coeliacum erreichen die Milz über mit der A. splenica verlaufende Rr. splenici.

Embryologie

Die Milz entwickelt sich ab der 5. Embryonalwoche aus einer Mesenchymverdichtung zwischen den beiden Blättern des Mesogastrium dorsale. Bei der Magendrehung wird sie dann in den linken Oberbauch verschoben.

Die Milzanlage ist während der Entstehung zunächst nicht durchblutet. Die Vaskularisierung beginnt in der 6. Embryonalwoche und differenziert bis zum 5. Monat aus.

Ab der 10. Woche entstehen in der Milz Blutbildungsherde, die sich nach dem 5. Monat zurückbilden. Die Milz ist in dieser Phase also an der Blutbildung beteiligt. Postnatal weist die Erhaltung dieser Funktion allerdings auf ein hämatoonkologisches Krankheitsbild hin.

Bei etwa 70% der Neugeborenen tritt eine sogenannte spodogene Milzschwellung auf, die mit dem Rückgang der fetalen Erythropoese in Verbindung steht. Die Milz von Neugeborenen ist den blutbildenden Prozessen geschuldet deutlich stärker von Furchen durchzogen als die von Erwachsenen. Bleibt diese Furchung bestehen, spricht man von einer Lien lobatus.

Vertiefe dein Wissen über die Milz mit folgendem Quiz:

Histologie

Weiße Pulpa

Die weiße Pulpa setzt sich aus drei Anteilen zusammen:

  • Periarteriellen Lymphozytenscheide (PALS)
  • Lymphfollikeln
  • Marginalzone

Die PALS enthält überwiegend T-Lymphozyten, die vergleichbar mit einer Manschette um die Zentralarterien herum angeordnet sind. Daher wird dieser Bereich auch T-Zone genannt. An die PALS angelagert befinden sich primäre und sekundäre Lymphfollikel (Malpighi-Körperchen), welche die Hauptmasse der weißen Pulpa ausmachen. Diese Follikel verfügen über follikuläre dendritische Zellen (FDZ) und sind Teil der B-Zone. Der Begriff Zentralarterien orientiert sich damit nicht an den Lymphfollikeln, sondern an der PALS.

Die Lymphfollikel und die Marginalzone werden als B-Zone bezeichnet. Die Marginalzone lagert sich dabei um die Follikel herum, welche nach Antigenexposition ein Keimzentrum ausbilden. Während die Lymphfollikel vor allem B-Lymphozyten und follikuläre dendritische Zellen aufweisen, kommen in der Marginalzone neben den B-Lymphozyten auch T-Lymphozyten vor. Durch eine Schicht von Myofibroblasten lässt sich die Marginalzone in eine äußere und innere Zone unterteilen.

Anders als in anderen lymphatischen Organen besitzt die Milz keine hochendothelialen Venolen (HEV). Diese sind wegen der in der weißen Pulpa offen endenden Gefäße nicht notwendig.

Rote Pulpa

Die rote Pulpa besteht aus Pulpasträngen, zwischen denen venöse Sinusoide liegen. Die Pulpastränge sind aus einem engmaschigen Netz aus Retikulumzellen und retikulären Fasern aufgebaut. Dazwischen finden sich Plasmazellen und Makrophagen.

Sinusoide sind weitlumige Gefäße, deren Endothelzellen durch Poren getrennt sind. Sie weisen eine unvollständige Basalmembran und ein diskontinuierliches Endothel auf.

Zwischen Sinusoiden und der roten Pulpa liegt ein Druckgradient vor. Dieser sorgt für einen Flüssigkeitsstrom durch die Endothelporen, der vor allem Erythrozyten und Thrombozyten mitzieht. Erythrozyten gelangen allerdings nur hindurch, wenn sie ausreichend verformbar sind. Gelingt dies nicht, werden sie von Makrophagen phagozytiert. Dieser Prozess wird als Blutmauserung beschrieben. 

Antigene werden in den Randbereichen der roten Pulpa von dendritischen Zellen und Makrophagen phagozytiert. Die aktivierten dendritischen Zellen wandern dann in die T-Zone, um dort T-Zellen das Antigen zu präsentieren.

Funktion

Die Milz ist das größte lymphatische Organ des Körpers und gehört zu den sekundär lymphatischen Organen. Sie erfüllt mehrere wichtige Funktionen im Zusammenhang mit dem Immunsystem, der Blutfiltration und der Erythrozyten- und Thrombozytenregulation.

Die Milz spielt eine entscheidende Rolle bei der Erkennung und Bekämpfung von Pathogenen (z.B. Bakterien, Viren) im Blut. Ihre Lymphozyten tragen zur Antikörperproduktion und zur Immunabwehr bei, während die Makrophagen Fremdpartikel und beschädigte Zellen phagozytieren.

Zusätzlich bauen spezialisierte Makrophagen kontinuierlich alte oder defekte Blutzellen ab. Die aus dem Abbau resultierenden Stoffe, wie Eisen und Hämoglobinbestandteile, werden recycelt und zur Bildung neuer Blutzellen verwendet.

In einer Notfallsituation dient die Milz außerdem als großes Blutreservoir, welches bei Bedarf zusätzliches Blutvolumen in den Kreislauf zurückpumpen kann.

Um dein Wissen über die Milz zu vertiefen, schaue dir folgende Lerneinheiten an:

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Kim Bengochea Kim Bengochea, Regis University, Denver
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