Pankreas (Bauchspeicheldrüse)
Das Pankreas (Bauchspeicheldrüse; Pancreas) ist ein langgestrecktes Drüsenorgan, das sekundär retroperitoneal im Oberbauch liegt.
Es setzt sich aus einem endokrinen und einem exokrinen Anteil zusammen. Den größten Teil des Pankreas stellt dabei der exokrine Anteil dar, der für die Bildung von Verdauungsenzymen und -sekret zuständig ist. Somit ist das Pankreas eine der wichtigsten Verdauungsdrüsen des Körpers.
Lokalisation | Retroperitoneale Lage Projiziert auf die Regio hypochondriaca dextra, die Regio epigastrica und die Regio umbilicalis der vorderen Bauchwand |
Aufbau |
Anteile: Caput, Processus uncinatus, Collum, Corpus, Cauda; Gangsystem des Pankreas: Ductus pancreaticus (Ductus Wirsungianus), Ducutus pancreaticus accessorius |
Funktion |
Exokrin: Sekretion von Verdauungsenzymen wie Peptidasen, Lipasen, Nucleasen und Amylasen; Endokrin: Hormonregulation durch Insulin (Beta-Zellen), Glucagon (Alpha-Zellen) und Somatostatin (Delta-Zellen) |
Blutversorgung | Arteriae pancreaticoduodenales superior und inferior Arteria splenica Arteria gastroduodenalis und Arteria mesenterica superior |
Innervation |
Parasympathisch: Nervus vagus (HN X) Sympathisch: Nervus splanchnicus major und minor |
Lymphatischer Abfluss | Nodi lymphoidei pancreaticosplenici und Nodi lymphoidei pylorici |
Klinische Bedeutung | Pankreatitis |
- Aufbau
- Topographie
- Blutversorgung und Innervation
- Histologie
- Embryologie
- Physiologie
- Klinik
- Literaturquellen
Aufbau
Abschnitte
Das Pankreas ist 13-18 cm lang und wiegt 70-80 g. Makroskopisch gliedert es sich in drei Teile: Pankreaskopf, -körper und -schwanz.
Es ist von einer dünnen Bindegewebskapsel (Capsula fibrosa) umgeben, von welcher dünne Septen in das Drüseninnere ziehen. Bereits makroskopisch lässt sich dadurch eine Unterteilung des Parenchyms in rundliche Läppchen von 1-3 mm Durchmesser erkennen. In den Septen verlaufen Nerven, sowie Blut- und Lymphgefäße.
Der Pankreaskopf (Caput pancreatis) ist im duodenalen C gelegen und umgreift mit seinem hakenförmigen Fortsatz (Processus uncinatus) die Vasa mesenterica superiora. Diese ziehen an der Incisura pancreatis, einer Einkerbung zwischen Pankreaskopf und -körper (Corpus pancreatis), von dorsal auf die Vorderseite des Organs.
Der Pankreaskopf geht nach links in den Pankreaskörper über, welcher auf Höhe der LWK I und II quer über die Wirbelsäule verläuft. Ein Teil des Pankreaskörpers, das sogenannte Tuber omentale, liegt vor der Aorta abdominalis und wölbt sich daher leicht in die Bursa omentalis vor.
Der Pankreaskörper läuft dann nach links zum Pankreasschwanz (Cauda pancreatis) aus. Dieser verjüngt sich in seinem Verlauf nach links-kranial zum Milzhilus und zum Lig. splenorenale.
Ausführungsgänge
Das gesamte Pankreas wird von seinem etwa 2 mm dicken und stark verzweigten Hauptausführgang, dem Ductus pancreaticus (Wirsung-Gang) durchzogen. Gemeinsam mit dem von dorsal eintretenden Ductus choledochus mündet er auf der Papilla duodeni major (Vater-Papille) in die Pars descendens duodeni. In der Regel vereinigen sich beide Gänge unmittelbar vor der Mündung, wodurch dieser Gangabschnitt zur Ampulla hepatopancreatica aufgeweitet sein kann.
Der letzte Gangabschnitt vor der Mündungsstelle ist vom ringförmigen M. sphincter ampullae hepatopancreaticae (oder auch M. sphincter Oddi) umgeben. Er reguliert den Abfluss von Gallensaft und Pankreassekret und verhindert den Reflux von Gallenflüssigkeit in das Pankreasgangsystem.
In ungefähr 40% der Fälle existiert zusätzlich ein kleiner zweiter Ausführgang, der Ductus pancreaticus accessorius. Dieser ist entweder rudimentär angelegt oder mündet in der Papilla duodeni minor (Santorini-Papille) etwas weiter kranialwärts in das Duodenum.
Topographie
Das Pankreas liegt quer im Oberbauch an der hinteren Bauchwand. Die Lage wird, aufgrund einer Positionsveränderung in der Embryonalzeit, als sekundär retroperitoneal bezeichnet.
Die dorsale Begrenzung wird von der Wirbelsäule und der davor liegenden Pars lumbalis des Zwerchfells, der Aorta abdominalis und der V. cava inferior gebildet.
Ventral wird das Pankreas größtenteils vom Magen bedeckt. Die Vorderseite des Pankreas ist von Peritoneum überzogen und bildet die Rückwand der Bursa omentalis, die Rückseite ist mit der hinteren Bauchwand verwachsen.
Die V. splenica verläuft kaudal und dorsal des Pankreas und wird von diesem komplett bedeckt. Die A. splenica verläuft am Oberrand des Pankreas Richtung Milz.
Anterior | Magen, Bursa omentalis, Mesocolon transversum, Arteria mesenterica superior |
Posterior | Aorta abdominalis, Vena cava inferior, Arteria renalis dextra, Vena renalis sinistra und dextra, Arteria und Vena mesenterica superior, Vena splenica (lienalis), Vena portae hepatis, linke Niere und linke Nebenniere |
Superior | Arteria splenica (lienalis) |
Lateral | Milz |
Medial | Duodenum (Pars descendens und Pars horizontalis) |
Blutversorgung und Innervation
Die Blutversorgung des Pankreaskopfes übernimmt ein doppelter Gefäßkranz aus der A. pancreaticoduodenalis superior (aus der A. gastroduodenalis) und der A. pancreaticoduodenalis inferior (aus der A. mesenterica superior). Das restliche Organ wird über Äste der A. splenica (Rr. pancreatici, A. pancreatica dorsalis und A. pancreatica magna) versorgt.
Das venöse Blut gelangt über die V. mesenterica superior und die V. splenica in die V. portae.
Der Lymphabfluss des Pankreaskopfes erfolgt über Nll. pancreaticoduodenales superiores und inferiores zu den Nll. coeliaci. Die Lymphe des Pankreaskörpers fließt entlang der A. splenica und Nll. pancreatici inferiores am Unterrand des Pankreas ebenfalls in die Nll. coeliaci und mesenterici superiores. Die Lymphe des Pankreasschwanzes drainiert zusätzlich in die Nll. splenici.
Die sympathische Innervation erfolgt über Fasern aus dem Ganglion coeliacum. Sie gelangen mit den Blutgefäßen zum Pankreas und hemmen mittels Noradrenalin die Insulinsekretion. Der Parasympathikus steigert über Rr. coeliaci des Truncus vagalis posterior die Insulinsekretion und die Enzymsekretion des exokrinen Pankreas.
Histologie
Das exokrine Pankreas ist eine rein seröse Drüse, deren Endstücke azinös sind. Die einzelnen Läppchen des Parenchyms bestehen aus zahlreichen Azini. Diese sind zu Komplexen zusammengefasst und werden von verzweigten Schaltstücken drainiert.
In den Azinuszellen findet die Synthese verschiedener Verdauungsenzyme statt. Das Anfangsstück eines Schaltstückes stülpt sich in den Azinus hinein. Daraus resultiert im Schnittpräparat das Bild zentroazinärer Zellen. Mehrere Schaltstücke vereinigen sich zu einem intralobulären Ausführgang, der dann in einen interlobulären Ausführgang mündet.
Letztendlich gelangt das Pankreassekret über den Ductus pancreaticus in das Duodenum. Im Gegensatz zu den Mundspeicheldrüsen kommen im Pankreas keine Streifenstücke und keine Myoepithelzellen vor.
Der endokrine Teil des Pankreas setzt sich aus mehr als 1 Million Langerhans-Inseln zusammen, die in ihrer Gesamtheit auch als Inselorgan bezeichnet werden. Immunhistochemisch lassen sich im Inselorgan vier verschiedene Arten von endokrinen Zellen unterscheiden:
- B-Zellen sind gleichmäßig über eine Insel verteilt und produzieren Insulin.
- Die Glukagon-produzierenden A-Zellen befinden sich eher in der Inselperipherie.
- Auch die D-Zellen befinden sich in der Inselperipherie. Sie sezernieren Somatostatin.
- Das pankreatische Peptid wird von den PP-Zellen gebildet, die sich gleichmäßig über einer Insel verteilen.
Allen Hormon-produzierenden Inselzellen ist ein leicht granuliertes Zytoplasma und ein rundlicher euchromatischer Zellkern gemein. Im Pankreasschwanz ist die Dichte der Langerhans-Inseln am höchsten.
Embryologie
Das Pankreas entsteht im unteren Vorderdarm aus zwei knospenartigen Anlagen, die ursprünglich voneinander getrennt sind und ihren eigenen Ausführgang besitzen. Die ventrale und dorsale Pankreasknospe erscheinen am 28. Tag zwischen der Duodenal- und der Gallenblasenanlage.
Das zunächst intraperitoneal gelegene Pankreas wird ebenso wie Teile des Duodenums durch die Entstehung der Bursa omentalis nach (sekundär) retroperitoneal verlagert. Der größten Teil des Pankreas entwickelt sich aus der etwas größeren dorsalen Anlage. Lediglich der kaudale Teil des Pankreaskopfes mit dem Processus uncinatus und dem letzten Abschnitt des Ductus pancreaticus entstehen aus der ventralen Anlage. Während diese in enger Beziehung zum Ductus choledochus entsteht, wächst die dorsale Anlage in das Mesogastrium dorsale ein.
In der 6.-7. Embryonalwoche verschmelzen die beiden Pankreasanlagen miteinander, wobei sich der Hauptgang der ventralen Anlage mit dem der dorsalen Anlage verbindet und somit der gemeinsame Ductus pancreaticus entsteht.
Die Zellen des endokrinen Pankreas entwickeln sich früh aus dem exokrinen Gangsystem, vor allem in dem aus der dorsalen Anlage entstandenen Drüsenanteil. Das Inselorgan ist bereits im 3. Monat vorhanden, seine Funktion setzt jedoch erst im 5. Monat ein.
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Physiologie
Die exokrinen Drüsen des Pankreas produzieren täglich 1,5-2 Liter Verdauungssekret. Es enthält verschiedene Enzyme für die Aufspaltung von Fetten, Kohlenhydraten, Nukleinsäuren und Proteinen und ist aufgrund seines Bikarbonatgehalts leicht basisch (pH ungefähr 8).
Die wichtigsten Vertreter der Proteasen sind Trypsin und Chymotrypsin. Die alpha-Amylase zählt zu den Glykosidasen. Die Pankreaslipase hat außer ihrer fettspaltenden Funktion auch eine diagnostische Bedeutung bei akuter Pankreatitis. Die Enteropeptidase spalten Trypsinogen zum aktiven Trypsin, welches daraufhin durch limitierte Proteolyse die anderen Verdauungsenzyme aktiviert.
Die Pankreasenzyme werden als inaktive Vorstufe (Proenzyme) sezerniert und erst durch Enzyme im Bürstensaum des Duodenums aktiviert. Somit wird das Organ vor einer Selbstverdauung geschützt.
Die endokrinen Drüsen des Pankreas produzieren vier verschiedene Hormone. Den größten Anteil macht das Insulin aus (70%). Es folgen Glukagon ( 20%), Somatostatin (5%) und das pankreatische Polypeptid (5%).
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Klinik
Die akute Pankreatitis ist eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse. Ihre milde Verlaufsform wird als ödematöse Pankreatitis bezeichnet und heilt in der Regel vollständig aus. Die schwere Verlaufsform, die nekrotisierende Pankreatitis, hingegen verläuft in 2-10% tödlich.
Auslöser einer Pankreatitis ist in 50-60% eine Gallenwegserkrankung (biliäre Pankreatitis bei Choledocholithiasis), aber auch toxische (Alkoholkonsum), virale oder idiopathische Faktoren spielen eine Rolle in der Pathogenese.
Durch die Verlegung des Ausführungsganges (z.B. durch einen Gallenstein) kommt es zum Rückstau von Gallenflüssigkeit und Verdauungssaft in das Pankreas. Die Verdauungsenzyme werden frühzeitig aktiviert und es kommt zur Selbstverdauung des Organs. Infolge der Schädigung der Azinus-Zellen tritt eine inflammatorische Reaktion auf, die bis zur Nekrotisierung des Organs führen kann.
Symptome einer akuten Pankreatitis sind plötzlich auftretende Oberbauchschmerzen mit oft gürtelförmiger Ausstrahlung in den Rücken, sowie ein Anstieg der Pankreasenzyme (alpha-Amylase und Lipase) im Serum. Bei tiefer Palpation des Bauches fühlt der Untersuchende eine prallelastische Abwehrspannung (“Gummibauch”).
Die Therapie besteht unter anderem aus Volumensubstitution, initialer Nahrungskarenz und Analgetikagabe. Bei biliärer Genese sollte innerhalb von 24-72 h eine ERCP durchgeführt werden.
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Kim Bengochea, Regis University, Denver