Musculus extensor digitorum longus
Der Musculus extensor digitorum longus (langer Zehenstrecker) ist ein oberflächlicher Muskel des Unterschenkels. Er besitzt eine lange Sehne, welche sich in einzelne Endsehnen für die Phalangen II-V aufzweigt.
Ursprung | Facies lateralis tibiae, Caput fibuale, Margo anterior fibulae, Membrana interossea cruris |
Ansatz | Dorsalaponeurosen der Phalangen II-V, Basen der distalen Phalangen II-V |
Innervation | Nervus peroneus profundus |
Funktion |
Dorsalextension des Fußes Pronation des Fußes Extension in den Zehgelenken |
Verlauf und Versorgung
Der M. extensor digitorum longus entspringt der Facies lateralis der Tibia, dem Caput fibulae, der Margo anterior fibulae und der Membrana interossea cruris.
Er gehört zur Gruppe der extrinsischen Fußmuskeln. Diese haben im Gegensatz zu den intrinsischen Fußmuskeln ihren Ursprung an den Unterschenkelknochen und nicht am Fußskelett.
Da dieser Muskel zudem ventral der Membrana interossea cruris liegt, gehört er wie die Mm. tibialis anterior und extensor hallucis longus zu den Extensoren. Er läuft mit diesen Muskeln in einer Muskelloge, der Extensorenloge. Der M. extensor digitorum longus liegt dabei lateral der beiden anderen Extensoren.
Der M. extensor digitorum longus zieht unter zwei quer laufenden Bändern hindurch, die Retinacula musculorum extensorum superius und inferius genannt werden. Das Retinaculum musculorum extensorum superius verläuft über dem Malleolus lateralis zwischen Tibia und Fibula. Das Retinaculum musculorum extensorum inferius ist kreuzförmig angeordnet und befindet sich zwischen dem Os naviculare, Malleolus medialis und Malleolus lateralis.
Der am weitesten kaudal gelegene Schenkel zieht als Retinaculum musculorum fibularium inferius zum Tuber calcanei. Diese Bänder verhindern ein Abheben der Sehnen bei Kontraktion.
Ab Höhe des Malleolus medialis ist der M. extensor digitorum longus von einer Sehnenscheide umgeben, die die Reibung mit dem umgebenden Gewebe reduziert.
Vier Teilsehnen erreichen schließlich die Ansatzpunkte des M. extensor digitorum longus, die Dorsalaponeurosen der Phalangen II-V und die Basen der distalen Phalangen II-V.
Der M. extensor digitorum longus wird wie die restlichen Extensoren durch die A. tibialis anterior versorgt. Diese geht dorsal von der A. poplitea ab und tritt von dorsal nach ventral durch die Membrana interossea cruris.
Die Innervation sämtlicher Extensoren erfolgt durch den N. peroneus (fibularis) profundus (L4-L5).
Variation
Gelegentlich existiert eine Abspaltung des M. extensor digitorum longus, welche M. fibularis tertius genannt wird. Dieser Muskel gehört zur Fibularisgruppe und zieht von der Margo anterior der Fibula zur Basis des Os metatarsale V.
Die Innervation erfolgt ebenfalls durch den N. fibularis profundus. Die Funktion dieses Muskels – Dorsalextension und Pronation – entspricht der des M. extensor digitorum longus.
Funktion
Der M. extensor digitorum longus bewirkt eine Dorsalextension des Fußes, welche im oberen Sprunggelenk durchgeführt wird.
Im unteren Sprunggelenk kann dieser Muskel eine Pronationsbewegung, also das Anheben des lateralen Fußrandes, bewirken.
Da der Muskel bis zu den distalen Phalangen reicht, kann sowohl in den Grund-, als auch Mittel- und den Endgelenken der Zehen eine Extensionsbewegung ausgelöst werden.
Möchtest du noch mehr Muskeln des Unterschenkels kennenlernen, die Extensions- und Flexionsbewegungen am Fuß möglich machen? Nachfolgend haben wir Lernmaterial zusammengestellt, das dir eine gute Übersicht gibt.
Klinik
Durch Sportverletzungen oder Traumata kann das Retinaculum musculorum fibularium inferius destabilisiert werden oder komplett reißen. Dies kann Auswirkungen auf die Stabilität des M. extensor digitorum longus haben, der dann bei Kontraktion schmerzhaft aus seiner korrekten Lage herausschnellen kann.
Leitsymptom ist ein spürbares Schnappen bei Supination des Fußes.
Diagnostisch sind die klinische Untersuchung mit Prüfung der Bewegungsausmaße und Kraftgrade sowie die MRT wegweisend. Röntgenaufnahmen stellen die Retinacula musculorum extensorum nicht ausreichend dar.
Therapeutisch ist bei eindeutiger Klinik und bei Versagen von konservativen Therapiemaßnahmen die chirurgische Stabilisierung indiziert. Der Eingriff kann in rückenmarksnaher Anästhesie und unter temporärer Blutleere mittels Oberschenkeltourniquet vorgenommen werden. Das Retinaculum musculorum fibularium inferius kann entweder gerafft werden, was die Gleitfähigkeit der Extensorenmuskulatur vermindert, oder aber oberflächlich inzidiert und anschließend nach lateral verlagert werden. Durch letzteres wird der Bewegungsspielraum der Sehnen eingeschränkt und ein “Schnappen” des Musculus extensor digitorum longus verhindert.