Thymus (Bries)
Der Thymus (Bries) ist ein primäres lymphatisches Organ und wichtiger Bestandteil des menschlichen Immunsystems. Seine Hauptaufgabe ist die Bildung und Differenzierung von T-Lymphozyten.
Er liegt im oberen Mediastinum dorsal des Sternums.
Lage |
dorsal des Sternums |
Versorgung |
- arteriell: Äste der A. thoracica interna - nerval: Fasern aus den Halsganglien des Truncus sympathics sowie aus dem N. vagus |
Histologie | lymphatisches Organ unterteilt in Rinde und Mark |
Funktion | Reifung von Thymozyten zu T-Zellen |
Lage und Topographie
Der Thymus liegt im Trigonum thymicum direkt der Dorsalfläche des Sternums an, mit dem er über lockeres Bindegewebe verbunden ist. Dorsal des Thymus befinden sich die großen Gefäße Aorta, Truncus pulmonalis, V. cava superior, Vv. brachiocephalicae sowie der Herzbeutel. Lateral und medial wird er von der Pleura mediastinalis bedeckt und steht in enger Nachbarschaft zum N. phrenicus.
Die Größe des Thymus variiert abhängig vom Lebensalter und kann vom Unterrand der Schilddrüse bis zur Basis des Perikards auf Höhe der 4. Rippe reichen. Im Kindesalter ist er am größten und wiegt etwa 30 g. Bedingt durch eine sogenannte Altersinvolution (Verkleinerung), die sich nach der Pubertät beschleunigt, bildet er sich im Laufe des Lebens zurück.
Bei Erwachsenen bleibt ein fettgewebereicher Restkörper übrig, der sich durch seine erhöhte Blutgefäßdichte vom übrigen Mediastinum unterscheidet. Die Funktion des Thymus bleibt mit verminderter Intensität aber bis ins hohe Alter erhalten.
Versorgung
Arterien und Venen
Die arterielle Versorgung des Thymus erfolgt über kleinere Äste (Rr. thymici) aus der A. thoracica interna und A. thyroidea inferior, seltener direkt aus der Aorta. Die venöse Drainage erfolgt über die Vv. thymicae, die in die Vv. brachiocephalicae, die Vv. thyreoideae inferiores und Vv. thoracicae internae münden.
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Lymphabfluss
Im Gegensatz zu den Lymphknoten besitzt der Thymus kein afferentes Lymphgefäß. Die efferenten Lymphbahnen münden in die Lymphknoten des Mediastinums (Nll. mediastinales anteriores), die vor oder hinter ihm liegen.
Nerven
Die Innervation des Thymus erfolgt über vegetative Nervenfasern, wobei die sympathische (noradrenerge) Innervation überwiegt. Die sympathischen Fasern entstammen den Halsganglien des Truncus sympathicus, während die parasympathischen aus dem N. vagus kommen.
Histologie
Das Thymusparenchym gliedert sich in eine zellreiche Rinde (Cortex) und ein zentrales zellärmeres Mark (Medulla).
Der Thymus ist das einzige lymphatische Organ, dessen Grundgerüst aus spezialisierten epithelialen Zellen besteht. Darin eingebettet befinden sich die reifenden Thymozyten, die aus dem Knochenmark stammen und schon in der frühen Fetalzeit das epitheliale Grundgerüst des Thymus besiedeln. Die Reifung der Thymozyten zu T-Lymphozyten verläuft unter der Regie der Thymusepithelzellen. T-Lymphozyten reagieren einerseits immunkompetent gegenüber Fremdantigenen, andererseits tolerant gegenüber körpereigenen Antigenen. Hassall-Körperchen sind zwiebelschalähnliche Anordnungen der Epithelzellen im Mark und ein differenzialdiagnostisches Kennzeichen des Thymus. Sie entstehen bereits während der Fetalzeit und nehmen später an Größe zu. Ihre Funktion bleibt bis heute ungeklärt.
Embryologie
Die Ausbildung des Thymus findet zwischen der 6. und 12. Entwicklungswoche statt. Zellen aus der ventralen Knospe der 3. Schlundtasche wandern nach kaudal und bilden die epitheliale Thymusanlage. Selten ist auch die ventrale Knospe der 4. Schlundtasche beteiligt.
Bei der Thymusbildung beteiligen sich auch mesenchymale und ektodermale Zellen, die röhrenförmige Strukturen bilden, aus denen am Ende die Lobuli entstehen.
Funktion
Der Thymus liefert das geeignete Mikromilieu für die Proliferation und Reifung der Thymozyten zu immunkompetenten, aber selbsttoleranten T-Lymphozyten. Die Thymusepithelzellen steuern diese Vorgänge durch Zyto- und Chemokine.
In der Rinde wird geprüft, ob die Thymozyten funktionierende T-Zell-Rezeptoren ausgebildet haben, die die körpereigenen MHC-Moleküle erkennen. Nur wenn das der Fall ist, überleben die Thymozyten (positive Selektion). Im Mark hingegen werden den Thymozyten von den Epithelzellen körpereigene Antigene dargeboten. Alle Thymozyten, deren T-Zell-Rezeptoren eine hohe Affinität zu körpereigenen Antigenen besitzen, werden aussortiert. Sie sterben durch Apoptose und werden von Makrophagen beseitigt (negative Selektion).
Nur etwa 3-5% der Thymozyten überleben diese Prozesse und werden schließlich als reife T-Zellen in die Blutzirkulation entlassen.
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Klinik
Beim DiGeorge-Syndrom handelt es sich um eine Fehlbildung der 3. und 4. Schlundtasche des Embryos. Bei den meisten Patienten ist diese mit einer hemizygoten Deletion im Chromosom 22q11.2 assoziiert, es ist also nur ein Allel der dort lokalisierten Gene vorhanden. Im schlimmsten Fall resultiert daraus u.a. eine Thymusaplasie (totales Fehlen des Thymus), was einen kompletten Ausfall der zellulären Immunität zur Folge hat.
Darüberhinaus weisen die betroffenen Kinder häufig Herzfehler und Auffälligkeiten im Gesicht (z.B. Lippen-Kiefer-Gaumenspalte, Ohrmuscheldysplasien) auf. Früher war dieser Defekt zwar letal, doch heutzutage ist ein „Überleben“ unter sterilen Bedingungen möglich. In Zukunft könnten Thymustransplantationen neue Heilungschancen ermöglichen.
Der Thymus spielt auch eine entscheidende Rolle bei einer gar nicht so seltenen Autoimmunerkrankung, der Myasthenia gravis. Dabei greifen Autoantikörper den Acetylcholinrezeptor an.
Dabei kommt es häufig vor, dass die Betroffenen auch ein Thymom, einen Tumor des Thymus, haben. Nach dessen Entfernung verbessern sich klinische Endpunkte, z.B. die benötigte Cortisonmenge, durchaus rasch. Der Zusammenhang ist bis heute nicht abschließend aufgeklärt.
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Kim Bengochea, Regis University, Denver