Os hamatum (Hakenbein)
Das Os hamatum (Hakenbein) ist der am weitesten ulnar gelegene Knochen der distalen Handwurzelreihe. Es gehört zur Gruppe der unregelmäßigen Knochen. Seinen Namen verdankt es einem hakenförmigen Knochenvorsprung ("Hamulus" lat. für Haken), welcher palmar an seinem distalen Ende zu finden ist.
Aufbau
Os hamatum (Hakenbein) - ventral
Das Os hamatum hat einen pyramidenförmigen Körper (Corpus ossis hamati) und grenzt radial an das Os capitatum. Die Basis dieser Pyramide ist nach distal gerichtet, die Spitze zeigt nach proximal in Richtung Os lunatum.
Der Hakenfortsatz (Hamulus ossis hamati) begrenzt radialseitig die Guyon-Loge, eine anatomische Loge, welche A., V. und N. ulnaris enthält. Proximal findet sich eine konvexe Gelenkfläche zum Os lunatum und etwas weiter ulnar eine zweite Fläche für das Os triquetrum. Distal liegen zwei Gelenkflächen für die proximalen Basen der Ossa metacarpalia IV und V.
Gelenkbeteiligung und Bänder
Os metacarpale V (5. Mittelhandknochen) - ventromedial
Dorsal und palmar verlaufende Bänder (Ligg. carpometacarpalia dorsalia und palmaria) schränken die Beweglichkeit der Karpometakarpalgelenke II-V stark ein, sodass es sich bei ihnen um Amphiarthrosen handelt. Das Os metacarpale V ist gegenüber dem Os hamatum um ca. 20° beugbar, was zum Beispiel beim Wasserschöpfen in Hohlhandstellung wichtig ist.
Mit den Ossa lunatum und triquetrum artikuliert das Os hamatum im distalen Handgelenk (Art. mediocarpalis). Dieses Gelenk liegt zwischen der proximalen und distalen Handwurzelreihe, seine Gelenkflächen sind stark verzahnt. Funktionell stellen das distale und proximale Handgelenk eine Einheit dar.
Retinaculum flexorum (Karpalband) - ventral
Das Os hamatum ist außerdem mit weiteren Handwurzelknochen ligamentär verbunden, darunter dem Os pisiforme (per Lig. pisohamatum), Os triquetrum (per Lig. triquetrohamatum) und Os capitatum (per Lig. capitohamatum).
Entwicklung
Das Os hamatum entsteht durch chondrale Osteogenese. Bei Geburt ist es zunächst noch knorpelig; sein Knochenkern entsteht wie bei den restlichen Handwurzelknochen auch erst nach der Geburt. Er bildet sich zwischen 1. und 7. Lebensmonat aus; die Knochenkerne der restlichen Handwurzelknochen entstehen hingegen zwischen dem 3. Lebensmonat und 8. Lebensjahr. Nach dem Os capitatum ist das Os hamatum in der Regel der zweite Handwurzelknochen, der verknöchert.
Der Hamulus besitzt oft einen eigenständigen, zweiten Knochenkern. Ist die Fusion des Hamulus mit dem Corpus unvollständig, bleibt er als eigenständiges Knöchelchen zurück (Os hamuli proprium).
Klinik
Os-hamatum-Frakturen zählen mit ca. 2% zu den seltenen Handwurzelfrakturen, unter denen die Abrissfraktur des Hamulus die häufigste Variante darstellt. Ein typischer Unfallhergang beidseitiger Frakturen ist das plötzliche Abstoppen eines beidhändig geführten Golfschlägers durch den Boden. Die Klinik der Hamulusfraktur ist oft unspezifisch und beinhaltet lokale (Druck-)Schmerzen und Parästhesien im Versorgungsgebiet des N. ulnaris aufgrund der engen Nachbarschaft zum Nerven; sie kann jedoch auch asymptomatisch bleiben.
Diagnostisch kann die Os-hamatum-Fraktur in der Regel röntgenologisch bestimmt werden. Ist die Abgrenzung einer Fraktur von einem akzessorischen Knöchelchen im Röntgenbild erschwert, kann ggf. eine CT oder MRT notwendig sein. Nicht dislozierte Os-hamatum-Frakturen können konservativ im Unterarmgips behandelt werden, dislozierte Frakturen müssen hingegen operativ versorgt werden. Spitzennahe Frakturen werden aufgrund der Gefahr der Osteonekrose exzidiert, basisnahe Frakturen sind der Osteosynthese (operative Fixierung zweier oder mehrerer Knochen[teile]) zugänglich.