Larynx (Kehlkopf)
Der Larynx (Kehlkopf) ist ein knorpelig-muskuläres Verschlusssystem an der Grenze der Atem- und Speisewege. Er dient der Regulation der Lungenbelüftung, der Stimmbildung und der Schutzfunktion beim Schlucken.
Knorpel |
Epiglottis (Kehldeckel) Cartilago thyroidea (Schildknorpel) Cartilago arytenoidea (Stellknorpel, Aryknorpel) Cartilago cricoidea (Ringknorpel) |
Muskeln |
Suprahyale Muskulatur: M. geniohyoideus M. mylohyoideus M. digastricus M. stylohyoideus Infrahyale Muskulatur: M. sternohyoideus M. sternothyroideus M. thyrohyoideus M. omohyoideus |
Gefäße | A. laryngea superior und inferior V. laryngea superior und inferior |
Nerven | N. laryngeus superior N. laryngeus recurrens |
Funktion | - Trennung von Luft- und Speisewegen - Regulation des Schluckaktes - Stimmbildung (Phonation) |
- Lage
- Skelett
- Gliederung
- Larynxmuskulatur
- Gefäßversorgung
- Innervation
- Histologie
- Embryologie
- Funktion
- Klinik
- Literaturquellen
Lage
Der Larynx liegt zwischen der tiefen und mittleren Halsfaszie (Lamina praevertebralis und Lamina praetrachealis fasciae cervicalis).
Sein oberer Rand projiziert sich bei Erwachsenen in Ruhelage auf den 4. Halswirbel, die Stimmritze auf den 5. Halswirbel. Bei Neugeborenen befindet sich der Larynxeingang noch in Höhe des 3. Halswirbels und der Kehldeckel (Epiglottis) reicht bis an das Gaumensegel, weshalb Neugeborene gleichzeitig trinken und atmen können.
- Dorsal liegt der Hypopharynx (Pars laryngea pharyngis) und der Anfangsabschnitt des Ösophagus an.
- Ventral ist die infrahyale Muskulatur und teilweise die Schilddrüse zu finden.
- Lateral befindet sich die Vagina carotica, die die A. carotis communis, die V. jugularis interna und den N. vagus enthält.
- Kranial ist der Larynx über die Membrana thyrohyoidea mit dem Zungenbein (Os hyoideum) verbunden, kaudal über das Lig. cricotracheale mit der Trachea.
Skelett
Die Grundlage des Larynx ist ein stabiles System aus verschiedenen Knorpeln, die gelenkig miteinander verbunden sind. Sie umgeben ein Schleimhautrohr, das über verschiedene, meist innen liegende Muskeln eng oder weit gestellt werden kann. Folgende vier Knorpel bilden das Larynxskelett:
- Epiglottis (Kehldeckel)
- Cartilago thyroidea (Schildknorpel)
- Cartilago arytenoidea (Stellknorpel, Aryknorpel)
- Cartilago cricoidea (Ringknorpel)
Zwischen diesen Knorpeln kommen zwei Gelenke vor:
- Art. cricothyroidea zwischen Ring- und Schildknorpel
- Art. cricoarytenoidea zwischen Ring- und Stellknorpel
Gliederung
Am Larynx werden eine obere, mittlere und untere Etage unterschieden:
Obere Etage (Supraglottis)
Der Eingang des Larynx (Aditus laryngis) verläuft schräg ventrodorsal zum Vestibulum laryngis und reicht bis zu den beidseitig liegenden Taschenfalten (Plicae vestibulares).
Er wird ventral durch die Epiglottis begrenzt, von der die aryepiglottischen Falten (Plicae aryepiglotticae) nach dorsal zu den Stellknorpeln ziehen.
In der Klinik wird der Raum oberhalb der Taschenfalten als supraglottischer Raum oder Supraglottis bezeichnet.
Mittlere Etage (Glottis)
Dieser Bereich wird als transglottischer Raum bezeichnet und umfasst den schmalen, keilförmigen Raum zwischen den Taschenfalten und Stimmfalten (Plicae vocales). Der Spalt zwischen den beiden Stimmfalten ist die Stimmritze (Rima glottidis). Lateral zeigt der Raum eine taschenförmige Ausbuchtung der Schleimhaut, den Ventriculus laryngis (Morgagni-Ventrikel), die von den Taschen- bis zu den Stimmfalten reicht.
Untere Etage (Subglottis)
Dies ist der Raum unterhalb der Stimmfalten bis zur Verbindung des Ringknorpels mit der ersten Trachealspange. In der Klinik bezeichnet man diesen Abschnitt auch als Subglottis bzw. subglottischen Raum.
Larynxmuskulatur
Die Larynxmuskulatur lässt sich in zwei Gruppen einteilen:
Die eigentlichen Larynxmuskeln, die wiederum in einen Außenmuskel (extrinsisch) und mehrere Innenmuskeln (intrinsisch) unterteilt werden, sowie die suprahyale und infrahyale Muskulatur, welche den Larynx durch ihre Wirkung auf das Zungenbein mit bewegt.
Die Benennung der Muskeln erfolgt nach der Kurzform der drei wichtigsten durch sie verbundenen Knorpel: crico-, ary- und thyro-.
Nur ein einziger Muskel veranlasst die Öffnung der Stimmritze, der M. cricoarytenoideus posterior (Postikus).
Der M. cricothyroideus wird als einziger Muskel vom N. laryngeus superior innerviert, alle anderen Larynxmuskeln vom N. laryngeus inferior.
Gefäßversorgung
Arterien
Die arterielle Versorgung des Larynxes ist zweigeteilt, die Grenze liegt auf Höhe der Stimmritze.
Die obere Hälfte wird von der A. laryngea superior (Ast der A. thyroidea superior) versorgt, die durch die Öffnung in der Membrana thyrohyoidea ins Larynxinnere eintritt.
Die untere Hälfte versorgt die A. laryngea inferior (Ast der A. thyroidea inferior), die entlang der Seitenwand des unteren Pharynxabschnittes verläuft und unterhalb des Schildknorpels in den Larynx eintritt.
Venen
Der venöse Abfluss des Larynx erfolgt über meist parallel zu den Arterien verlaufenden Venen (V. laryngea superior und inferior), die in die V. jugularis interna münden.
Lymphgefäße
Der Lymphabfluss des Larynx ist höchst variabel. In der Regel drainiert die Lymphflüssigkeit oberhalb der Stimmritze in die oberen tiefen Halslymphknoten (Nll. cervicales profundi superiores). Unterhalb der Stimmritze fließt sie dagegen über die Nll. prae- und paratracheales in die seitlichen tiefen Halslymphknoten (Nll. cervicales profundi laterales). Charakteristisch für die Glottisregion ist, dass sie kaum Lymphgefäße enthält, weshalb Glottiskarzinome nur selten lymphatisch metastasieren.
Innervation
Sowohl die sensible als auch die motorische und parasympathische (sekretomotorische) Innervation des Larynxes erfolgt über den N. vagus. Die dichte sensible Innervation der Larynxschleimhaut ist wichtig für die Auslösung des Hustenreflexes. Zwei Äste des N. vagus spielen eine Schlüsselrolle in der Innervation des Larynx.
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- N. laryngeus superior: Sein motorischer Ast (R. externus) innerviert den einzigen Außenmuskel (M. cricothyroideus), sein sensibler Ast (R. internus) versorgt die Schleimhaut oberhalb der Stimmritze. Parasympathisch innerviert er die Drüsen der Taschenfalten.
- N. laryngeus recurrens: Dies ist der rückläufige Ast des N. vagus (klinisch meist nur als "Rekurrens" bezeichnet). Motorisch versorgt er über seinen Endast (N. laryngeus inferior) die gesamte Binnenmuskulatur und sensibel die Schleimhaut unterhalb der Stimmritze. Parasympathisch innerviert dieser Nerv die obere Trachealdrüse.
Histologie
Der Schild-, Ring- sowie die hinteren Anteile des Aryknorpels bestehen aus hyalinem Knorpel. Die Epiglottis, die Hörnchen- und Keilknorpel (Cartilagines corniculatae und cuneiformes) in der Plica aryepiglottica sowie die äußerste Spitze des Proc. vocalis am Aryknorpel bestehen dagegen aus elastischem Knorpel.
Die hyalinen Knorpel werden ab dem Ende der 2. Lebensdekade langsam in Knochen umgebaut, bei Männern ganz und Frauen nur teilweise. Die elastischen Knorpel verknöchern nicht, was essentiell für die Verformbarkeit der Epiglottis beim Schluckakt ist.
Die Schleimhaut des Larynx (Tunica mucosa) wird überwiegend durch respiratorisches Epithel (Flimmerepithel) ausgekleidet. Im Vestibulum laryngis kann es jedoch von Ausläufern und Inseln unverhornten Plattenepithels aus dem Pharynxs durchsetzt sein. Das Epithel wird von einer Bindegewebsschicht (Lamina propria) gefolgt, in der sich seromuköse Drüsen befinden. In der Schleimhaut der Taschenfalten und des Ventrikels findet sich lymphatisches Gewebe, das als Tonsilla laryngealis bezeichnet wird.
Eine Ausnahme bildet die Glottis, die aufgrund der ständigen Belastung kein Flimmerepithel, sondern unverhorntes mehrschichtiges Plattenepithel sowie drüsenfreies subepitheliales Bindegewebe aufweist. Der Raum zwischen dem Epithel und Bindegewebe erlaubt die Verschiebung der Stimmfalten und wird klinisch als Reinke-Raum bezeichnet.
Embryologie
Die Entwicklung des Respirationstraktes geht vom embryonalen Darmrohr aus. Im Vorderdarm (Bereich des späteren unteren Pharynx) stülpt sich nach ventral die Laryngotrachealrinne aus. Aus dem Entoderm ihres kranialen Abschnittes entsteht unter anderem ein Teil des Larynxes.
Der restliche Larynx entsteht aus dem Mesenchym des 4. und 6. Kiemenbogens. Das Mesenchym um die Öffnung zum Vorderdarm proliferiert sehr stark und bildet die paarige Anlage der Aryknnorpel (Arywülste) sowie den unpaaren queren Epiglottiswulst (Anlage des Kehldeckels). Diese drei Vorwölbungen sind für das T-förmige Aussehen des Aditus laryngis verantwortlich.
Der Schildknorpel entsteht aus dem 4. Kiemenbogen, der Ringknorpel aus dem 6. Kiemenbogen. Die Larynxmuskulatur entsteht aus dem 4. und 6. Schlundbogen.
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Funktion
Trennung von Luft- und Speisewegen
Der Larynx besitzt eine Schutzfunktion, damit keine Flüssigkeiten oder Speisen in die unteren Atemwege gelangen. Sobald ein Fremdkörper in den Larynx oder die Trachea gelangt, wird der Hustenreflex ausgelöst.
Regulation des Schluckaktes
Er steigt beim Schlucken hoch, wodurch der Zungengrund die Epiglottis gegen den Larynxeingang drückt und ihn somit verschließt. Das Heben und Senken von Larynx und Zungenbein ist im Wesentlichen durch die Kontraktion der infra- und suprahyalen Muskulatur bedingt. Beim Schluckakt legen sich die Stimmlippen aneinander und verschließen so die Glottis.
Stimmbildung (Phonation)
Bei der Stimmbildung werden die Stimmfalten geschlossen und angespannt. Durch den bei der Exspiration entstehenden Druck werden sie auseinander gedrängt und in Schwingung gebracht. Die Frequenz der Schwingung und damit die Tonhöhe hängt sowohl von der Länge (je länger, desto tiefer) und der Spannung der Stimmfalten ab (je gespannter, desto höher). Die Lautstärke wird durch das Volumen und damit durch die Strömungsgeschwindigkeit des austretenden Luftstroms bestimmt.
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Klinik
Mutation (Stimmbruch)
Bei männlichen Individuen kommt es in der Pubertät zu einem starken Wachstumsschub, der eine Vergrößerung aller Larynxknorpel und damit eine Verlängerung und Verdickung der Stimmbänder zur Folge hat. Dies führt zu einer Absenkung der Stimmlage um etwa eine Oktave. Diese Veränderung wird als Mutation bezeichnet, umgangssprachlich als Stimmbruch bekannt. Durch Unsicherheiten bei der Innervation der größer werdenden Muskeln fällt es jungen Männern im Stimmbruch schwer, ihre Stimmlage zu kontrollieren.
Der Prozess dauert etwa 9 Monate an, kann aber zwischen 6 und 24 Monate schwanken. Danach stabilisieren sich die Verhältnisse und die Stimmbänder sind wieder voll belastbar. Im Zuge des Wachstumsschubs des männlichen Larynx tritt auch der Schildknorpel prominent in der Mitte des Halses hervor (Adamsapfel). Bei weiblichen Individuen wächst der Larynx in der Pubertät nur geringfügig.
Koniotomie
Entwicklungsstörungen, bei denen die Kanalisierung der Glottis nur mangelhaft abläuft, sowie Insektenstiche im Larynxbereich, das Verschlucken von Gegenständen (wie z.B. Münzen bei Kleinkindern), Entzündungen oder fehlerhaftes Intubieren können eine Einengung im Glottisbereich und ein Glottisödem verursachen, welches unmittelbar zu Atemwegsstörungen führt.
Bei akuter Luftnot ist als Ultima ratio eine Koniotomie unterhalb der Glottisebene notwendig. Dabei handelt es sich um einen senkrechten Hautschnitt quer durch das Lig. cricothyroideum medianum (klinisch Lig. conicum) zur Vermeidung des Erstickens.
Larynxkarzinom (Kehlkopfkrebs)
Das Larynxkarzinom, in der Regel ein Plattenepithelkarzinom, ist zwar insgesamt ein vergleichsweise seltener Tumor, macht aber etwa die Hälfte aller bösartigen Tumore im Hals-Kopf-Bereich aus. Es tritt v.a. bei Männern auf (♂:♀ ≈ 9:1) und ist insbesondere mit Nikotinabusus und chronischem Alkoholkonsum assoziiert. Man unterscheidet zwischen dem supraglottischen (33%), glottischen (65%) und subglottischen Karzinom (1-2 %), wovon die lokale Ausbreitung und Metastasierung abhängt.
Symptome sind zunächst Heiserkeit, später Schluckbeschwerden, Atemnot mit verstärkten Atemgeräuschen („Stridor“) und letztlich Schmerzen im Larynxbereich. Je nach Ausbreitungsgrad müssen verschiedene Operationen durchgeführt werden - Teilsektionen bis zur totalen Laryngektomie mit Neck-Dissection, d.h. Entfernung aller Halslymphknoten - aber auch eine Strahlentherapie, oft in Kombination mit einer Chemotherapie, kommt häufig zum Einsatz.
Laryngoskopie (Kehlkopfspiegelung)
Die Laryngoskopie (Kehlkopfspiegelung) ist eine Methode der HNO-Heilkunde, die der Untersuchung des Larynxinneren (Endolarynx) dient. Man unterscheidet zwischen direkter und indirekter Laryngoskopie: Bei der direkten Laryngoskopie wird der Endolarynx vom Untersucher direkt eingesehen, z.B. in überstreckter Kopflage direkt unter dem Mikroskop (Mikrolaryngoskopie, MLS) oder über ein starres Laryngoskop, welches am Körper des Patienten abgstützt ist (Stützautoskopie).
Bei beiden Untersuchungsmethoden ist der Patient narkotisiert, sodass Eingriffe an den Stimmbändern (z.B. eine Polypenabtragung), Probeentnahmen oder eine Fremdkörperentfernung direkt möglich sind. Unter der indirekten Laryngoskopie versteht man die Untersuchung mittels eines Larynxspiegels, der vorsichtig in den Pharynx eingeführt wird. Der Endolarynx wird dabei vom Arzt nicht direkt betrachtet, sondern nur die Reflexion der anatomischen Strukturen auf dem Spiegel.
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Kim Bengochea, Regis University, Denver