Ovar - Histologie
Das Ovar (Eierstock) ist ein parenchymatöses Organ, welches während der Geschlechtsreife für die Bereitstellung von Eizellen (Oozyten) und die Produktion der weiblichen Sexualhormone verantwortlich ist.
Es ist in Rinde und Mark gegliedert und beherbergt verschiedene Entwicklungsstufen der Ovarialfollikel, die jeweils aus der Eizelle und den ihr funktionell eng verbundenen Follikelepithelzellen bestehen.
Aufbau | - Peritoneum: Müller-Epithel (isoprismatisches Mesothel) - Tunica albuginea: straffe Bindegewebskapsel - Cortex (Rinde): spinozelluläres Bindegewebe - Medulla (Mark): lockeres Bindegewebe |
Funktion | - Bereitstellung von Eizellen - Produktion der weiblichen Sexualhormone |
Aufbau und Merkmale
Das Ovar liegt intraperitoneal, dementsprechend finden sich an den Schnitträndern des Präparates meist ein Peritonealepithel (Müller-Epithel). Dieses überzieht das Ovar und besteht aus einem einschichtigen flachen bis isoprismatischen Mesothel.
Auf das Peritonealepithel folgt eine schmale Bindegewebskapsel, die Tunica albuginea, die aus einigen Lagen straffen Bindegewebes besteht.
Das Mark des Ovars enthält Gefäße und Nerven, während die Rinde die Ovarialfollikel beherbergt.
Der größte Teil des Organs besteht aus Rindenparenchym, welches eine besondere Form des Bindegewebes besitzt, das sehr zellreich ist und als spinozelluläres Bindegewebe bezeichnet wird.
Der Name rührt von der Morphologie her, die Zellen sind spindelförmig, bilden Wirbel und in der Interzellularsubstanz finden sich geringe Mengen retikulärer Fasern.
Follikelbildung
Die Differenzierungsformen der im spinozellulärem Bindegewebe eingelagerten Ovarialfollikel sind: Primordialfollikel, Primärfollikel, Sekundärfollikel, Tertiärfollikel, Corpus luteum und atretische Follikel.
Die Primordialfollikel sind in großer Anzahl vorhanden und entstehen bereits in der 17. Entwicklungswoche im Mutterleib. Sie bestehen aus einer Oozyte und einer umhüllenden Schicht flacher Follikelepithelzellen.
Mit Eintritt der Pubertät beginnt bei der Frau der monatliche Ovarialzyklus, welcher hormonell gesteuert ist. In den ersten Tagen eines jeden Zyklus beginnen 15 bis 20 Primordialfollikel zu wachsen (Primär-, Sekundär-, Tertiärfollikel).
Dies geschieht unter dem Einfluss von FSH (Follikel-stimulierendes Hormon), allerdings induziert FSH nicht die Entwicklung der Primordialfollikel, sondern verhindert vielmehr deren Absterben.
Sekundär- und Tertiärfollikel bestehen aus einer Oozyte mit Nucleus und Nucleolus, die im Follikelepithel eingebettet ist, Granulosazellen, Theca interna und Theca externa sowie dem Cumulus oophorus (Vorwölbung der Granulosazellschicht).
Im Normalfall erreicht nur einer der Follikel die volle Reife (Graaf-Follikel), die übrigen gehen zugrunde. Im nächsten Zyklus geschieht das gleiche mit einer anderen Gruppe von Follikeln und so weiter. Die zugrunde gegangenen Follikel werden durch Bindegewebe ersetzt.
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Die hormonellen Abläufe lassen sich nicht morphologisch erfassen, in der Histologie sind die verschiedenen Stadien der Follikelreife anhand ihres Aufbaus zu erkennen.
Follikel können sich in jedem Entwicklungsstadium zurückbilden und werden dann atretische Follikel genannt. Das adulte Ovar enthält, abhängig vom Alter, ggf. eine große Anzahl, denn von ca. 400 000 Primordialfollikeln gehen ungefähr 99% in Form von atretischen Follikeln zugrunde.
Sie haben etwa die Größe eines Primärfollikels, jedoch ist der Zellkern pyknotisch und das Plasma degeneriert. Pyknotische Zellen sind durch eine Verdichtung des Chromatins und eine Schrumpfung der Kernmembran gekennzeichnet. Im Lichtmikroskop ist vor allem das degenerierte Plasma erkennbar, es wirkt in der Hämatoxylin-Eosin-Färbung leicht unscharf.
Findet die Befruchtung statt, kommt es zur Ausbildung des Corpus luteum (Gelbkörper), welches aus den verbliebenen Teilen des Follikels gebildet wird.
Es ist von faltiger Struktur und besteht aus den Theka-Luteinzellen sowie den großen Granulosa-Luteinzellen. Die Granulosa-Luteinzellen entstehen durch Einlagerungen von Lipiden (Luteinisierung) in die Granulosazellen.
Das Corpus luteum bildet insbesondere Progesteron, aber auch Östrogene und ist somit für die Umwandlung der Uterusschleimhaut in der zweiten Zyklushälfte verantwortlich.
Kommt es zu keiner Befruchtung, bildet sich das Corpus albicans, eine regressive Form des Corpus luteum, das vor allem aus Bindegewebe besteht.
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Histologische Differentialdiagnose
Eine Verwechslungsgefahr mit anderen Präparaten besteht in der Regel nicht.
Für die histologische Betrachtung sowie die Prüfungssituation ist bedeutsam, dass in der Regel zwischen drei verschiedenen Typen von Präparaten des Ovars unterschieden wird, die ggf. auch voneinander differenziert werden müssen.
Dabei handelt es sich um das Ovar des Neugeborenen, das adulte Ovar ohne Corpus luteum und das adulte Ovar mit Corpus luteum.
Die Unterscheidung zwischen einem adulten und nicht-adulten Ovar sollte an Hand der atretischen Follikel sowie der Suche nach Sekundär- und Tertiärfollikeln vorgenommen werden.
Das Ovar des Neugeborenen enthält definitionsgemäß Primordialfollikel, es sollten sich keine atretischen Follikel finden und Primär- und Sekundärfollikel nur in äußerst geringer Zahl.
Problematisch für die histologische Betrachtung ist, dass nicht selten keine menschlichen Präparate verwendet werden. Ob die Tierart, von der dann ein Präparat stammt, eventuell abweichende morphologische Eigenschaften besitzt, kann im Zweifelsfall nicht hinreichend geklärt werden.
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Klinik
Ovarialzysten können entweder funktionell oder nichtneoplastisch (follikulär oder epithelial) sein.
Zu den funktionellen Zysten zählen jene, die mit Hormonproduktion assoziiert sind.
Follikelzysten entstehen durch Persistenz eines Follikels bei fehlendem Eisprung. Sie bestehen aus einer Granulosazellschicht und einer umgebenden Theca interna, die in unterschiedlichem Maße luteinisiert sein kann.
Sonderformen der funktionellen Zysten sind die Corpus luteum Zyste, die durch verlangsamte Rückbildung des Corpus luteum entstehen kann sowie die Corpus albicans Zyste, die aus einer Corpus luteum Zyste entstehen kann.
Ein Syndrom, bei dem es zur Bildung multipler Zysten in beiden Ovarien kommt, ist das Stein-Leventhal-Syndrom (polyzystisches Ovarial-Syndrom). Diese ist durch viele Zysten im Ovar gekennzeichnet sowie durch eine breite Palette an Veränderungen der Haut und des Haarwuchses.
Die Ovarien sind vergrößert und die Rinde fibrosiert. In diesem Fibrosesaum befindet sich eine große Anzahl an Zysten perlschnurartig aufgereiht.
Zu den epithelialen Zysten zählen die Inklusions- und die Endometriosezysten. Inklusionszysten sind mit serösem Epithel ausgekleidet und klinisch in der Regel stumm, sie können jedoch entarten und Tumore bilden. Das ist eine Besonderheit des Ovars, denn in den meisten anderen Organen haben Zysten eine Entartungstendenz nahe null.
Endometriosen können praktisch in jedem Organ vorkommen, im Ovar können sie zudem auch zur Bildung von Zysten führen. Dabei können solche Zysten Blutungsreste beinhalten und werden dann als Schokoladenzysten bezeichnet.
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Kim Bengochea, Regis University, Denver