Lunge - Histologie
Die Lunge ist ein parenchymatöses luftgefülltes Organ mit epithelialem Charakter. Im mikroskopischen Präparat weist es zahlreiche Hohlräume auf, die in der Regel auf die Präparation zurückzuführen sind (präparationsbedingte Artefakte).
Aufgrund der histologisch sehr unterschiedlichen Struktur ist zwischen adulter und fetaler Lunge zu unterscheiden.
Histologie des Bronchialsystems |
Bronchus (mit Knorpel) Bronchiolen Bronchioli terminales Azinus (Bronchiolus respiratorius, Ductus alveolares, Sacculus alveolaris) Mehrere Azini bilden einen Lobulus |
Histologie eines Bronchus |
Einreihiges Flimmerepithel mit Becherzellen Tunica muscularis (glatte Muskulatur) Lamina propria mit seromukösen Drüsen (Glandulae bronchiales) |
Histologie eines Bronchiolus respiratorius |
Sternförmiger Lumen Kubisches Epithel |
Histologie eines Ductus alveolares |
Länglicher Gang Sacculi alveolaris (blumenkohlartige Erweiterungen) Alveolen mit Pneumozyten + Alveolarmakrophagen |
Funktion | Gasaustausch, Regulation des Säure-Base-Haushaltes, immunologische + endokrine Funktion |
Aufbau und Merkmale
Adulte Lunge
Die mikroskopische Struktur der Lunge basiert auf der Hierarchie des Bronchialsystems. Im Präparat finden sich oft Anschnitte der verschiedenen Strukturen dieser Hierarchie.
Histologie des Bronchialsystems
Der einzelne Bronchus enthält Knorpel und teilt sich in mehrere Äste auf, die ab dem knorpelfreien Teil als Bronchiolen bezeichnet werden. Sie spalten sich dann weiter auf in kleinere Äste, die Bronchioli terminales. Dieser Abschnitt dient der Luftleitung.
Ein einzelner Bronchiolus terminalis teilt sich ebenfalls weiter. Seine Äste werden als Bronchioli respiratorii bezeichnet. Sie enthalten Epithel und teilen sich abermals auf. Es handelt sich nun um Endäste (Ductus alveolares), die in einem Sacculus alveolaris münden.
Ein Bronchiolus respiratorius mit Ductus und Sacculus alveolaris bilden zusammen einen Azinus. Mehrere Azini bilden einen Lobulus.
Bronchus
Im Präparat finden sich oft einzelne Anschnitte eines Bronchus. Diese besitzen ein nach luminal gerichtetes einreihiges Flimmerepithel mit Becherzellen.
Das Epithel sitzt auf einer Lamina propria, die von einer Tunica muscularis aus glatten Muskelzellen umgeben ist. In der unmittelbaren Umgebung findet sich hyaliner Knorpel.
In der Regel ist das Lumen gefaltet, dies ist jedoch präparationsbedingt, denn die Lunge fällt nach der Entnahme aus dem Leichnam zusammen.
Die Lamina propria enthält seromuköse Drüsen (Glandulae bronchiales).
Es ist nicht unbedingt notwendig, dass ein Bronchus im Präparat vollständig von glatten Muskelzellen oder Knorpel umgeben ist, auch kann das Flimmerepithel nur unvollständig zur Darstellung kommen. Dies ist ebenfalls auf die Präparation zurückzuführen und kann durch einen ungeraden Anschnitt oder durch Verlust von Material beim Anfertigen der einzelnen Präparatscheiben entstehen. Es handelt sich daher definitionsgemäß um ein Artefakt und nicht um eine Pathologie.
Bronchioli respiratorii
Der Anschnitt eines Bronchiolus respiratorius zeigt sich als ein luftgefüllter Raum mit sternförmigem Lumen, der von einem kubischen Epithel umgeben ist. Dieses ist vom respiratorischen Epithel des Bronchus zu unterscheiden. In der Umgebung fehlen die Lamina propria bzw. die Tunica muscularis und der Knorpel.
Auf diese Weise – und durch die Form des Epithels – lassen sich die beiden Strukturen voneinander unterscheiden.
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Ductus alveolares
In einem sehr gut aufbereiteten Präparat lässt sich der Ductus alveolaris als länglicher Gang erkennen, der aus einem Bronchiolus alveolaris hervorgeht. Letzterer ist in der Regel schief angeschnitten, dadurch wirkt die gesamte Struktur als wäre sie ein geschlossener Raum.
Am Ende des Ductus finden sich zahlreiche blumenkohlartige aufgetriebene Erweiterungen, die einzelne halboffene Kompartimente enthalten. Die Erweiterungen sind die Sacculi alveolares und die darin enthaltenen Kompartimente die Alveolen.
Die septenartigen Strukturen enthalten die langgestreckten Zellkerne der Alveolen mit den Pneumozyten und den Interalveolarsepten, sowie innerhalb (!) der Alveolen, an der inneren Oberfläche haftend, einzelne Alveolarmakrophagen.
Fetale Lunge
Die Struktur der fetalen Lunge unterscheidet sich grundlegend von der adulten. Sie ist nicht funktionsfähig und ermöglicht keinen Gasaustausch, sondern ist noch im Wachstum.
Die makroskopische Struktur ähnelt der einer Drüse. Sie entsteht in der Entwicklung durch dichotome Teilung und reift dann weiter aus.
Es finden sich zwei Arten von Geweben: Die nahezu vollständig entwickelten Bronchioli, die von Knorpel umgeben sind, sowie die Anlagen der Alveolen. Die nicht entwickelten Alveolen sind dicht gepackt und erwecken in der Übersichtsansicht des Präparates den Anschein einer Drüse.
Die Bronchioli haben ein sternförmiges Lumen und nach luminal gerichtet ein Flimmerepithel, eine schmale Lamina propria und sind häufig von einer einzelnen Lage aus glatten Muskelzellen umgeben. In der unmittelbaren Umgebung finden sich kleine oder große Anschnitte unvollständig oder vollständig entwickelten Knorpels. Die unvollständig oder noch gar nicht entfalteten Alveolen besitzen ein kleines Lumen und ein kubisches Epithel, das in der späteren Reifung abflacht.
Das zwischen Alveolen und Bronchiolen liegende interstitielle Bindegewebe hat mesenchymalen Charakter.
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Histologische Differentialdiagnose
Präparate der adulten Lunge können in seltenen Fällen mit denen der fetalen Lunge Ähnlichkeit haben. Das hauptsächliche Unterscheidungsmerkmal liegt in der Weite der Alveolen, die in der fetalen Lunge noch nicht entfaltet sind. Ein weiteres Indiz ist die drüsenähnliche Struktur der fetalen Lunge.
Aufgrund dieser Struktur besitzt die fetale Lunge durchaus eine beachtliche Ähnlichkeit mit der Prostata. In diesem Falle dienen die Knorpelelemente als eindeutiges Unterscheidungskriterium, da keine Drüse Knorpel enthält.
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Kim Bengochea, Regis University, Denver